Leseprobe zu „Friesentinte“

Wer ermordete die Tätowiererin Luisa und wer ist „D“? Die Leseprobe zum neuen Ostfrieslandkrimi von Sina Jorritsma!

Eigentlich wollte Kommissarin Mona Sander nur ein Tattoo, jedoch kommt es anders. Im Nebenraum wird die Tätowiererin Luisa angegriffen und stirbt in Moas Armen. Ihre letztes Wort, „D“. In dieser Leseprobe stellt sich die Frage: War Luisa selbst in kriminelle Machenschaften verstrickt?

***

»(…)Jetzt möchte ich aber endlich erfahren, was auf dem Diktier­gerät zu hören ist.«

»Das geht mir genauso«, versicherte Mona.

Nachdem die Ermittler in ihrem Büro angekommen waren, drückte sie sofort auf den Wiedergabeknopf des Geräts. Für eini­ge Momente war nur Rauschen zu hören, und die Kommissarin befürchtete schon, dass es überhaupt kein verwertbares Material gab. Aber dann ertönte eine jung klingende Frauenstimme.

»Es ist so cool, dass du jetzt auf Borkum tätowierst, Luisa.«

»Ja, ich mag die Insel sehr. – Kann ich loslegen?«

Mona lief ein kalter Schauer über den Rücken, als sie die Stim­me ihrer toten Freundin erkannte. Aber wenn diese Bandauf­nahme dazu beitragen konnte, das Rätsel von Luisas gewaltsa­mem Tod zu lösen, dann sollte es ihr recht sein. Wer war die Frau, die von der Tätowiererin behandelt wurde?

Die Kommissarin hoff­te, es im weiteren Verlauf herauszufinden. Aber – warum hat­te Luisa diesen Mitschnitt überhaupt gemacht? Wusste die Kun­din, dass ein Band mitlief? Vorerst war nur das sonore Geräusch der Tätowiernadel zu hören.

»Ist der Schmerz auszuhalten?«, fragte Luisa.

»Es soll ja ein ziemlich großflächiges Motiv werden, aber ich vertraue dir blind«, versicherte die Kundin, »und ich hab ja schon ein paar echte Hingucker auf meinem Körper, oder?«

»Ja, die Dschungellandschaft auf deiner linken Schulter gefällt mir«, erwiderte Luisa, »die könnte glatt von mir stammen.«

»Die hab ich mir in Amsterdam machen lassen, und ich war auch total zufrieden mit dem Künstler – aber dann ist er spurlos ver­schwun­den. Zum Glück hab ich ja dich kennengelernt. – Tust du mir einen Gefallen? Es kann sein, dass mein Freund gleich anruft, er hat momentan viel Stress. Es wäre gut, wenn du dann kurz rausgehen könntest.«

»Kein Problem«, versicherte die Tätowiererin, »ich kann so lange vorn bei Fleur einen Kaffee trinken.«

Nach diesem Wortwechsel war ungefähr zehn Minuten lang nur das Summen der Nadel zu hören, nur gelegentlich stöhnte die bis­her namenlose Kundin ein wenig – offenbar verursachte ihr die Be­hand­lung doch mehr Schmerzen, als sie sich zunächst hatte eingestehen wollen.

Mona dachte über die bisher gehörten Worte nach. Hatte Luisa gewusst oder geahnt, dass ihre Kundin unge­stört sein wollte? Ließ sie deshalb das Diktiergerät mitlaufen? Aber zu welchem Zweck? Plötzlich war auf dem Band ein Klin­gel­ton zu hören, woraufhin das Geräusch der Tätowiernadel abbrach.

»Ich bin kurz draußen – du kannst mich ja rufen, wenn du fertig bist.«

»Danke, Luisa. Du bist die Beste«, versicherte die Unbekannte. Nun klappte die Tür des Behandlungsraums, und gleich darauf nahm die junge Frau das Gespräch an. Ihr Tonfall hatte sich geändert, sie klang nun einschmeichelnd und flirtend.

»Hallo, Schatz! Es ist sooo schön, dass du dich meldest. – Ja, ich weiß doch, dass deine Frau nichts erfahren darf. Aber wir waren bisher immer vorsichtig, warum soll das nicht weiterhin funktio­nie­ren? – Sicher, der Kauf des Ferienhauses an der Sophienstraße ist ein großer Schritt. Und mir ist klar, dass ich dich dort nicht besuchen kann. Aber du könntest Ulrike erzählen, dass du zum Hochseeangeln fährst. Du hast doch gesagt, dass ihr auf schau­keln­den Booten immer schlecht wird, da wird sie nicht mitkom­men wollen. Und dann hätten wir ein paar Stunden für uns.

– Ja, ich bin wieder in der Pension Andersen, Zimmer 9. Wenn du durch den Hintereingang kommst, kriegt das noch nicht mal der alte Andersen mit. Der sitzt abends sowieso immer auf der Terras­se und trinkt Bier mit … nein, das verrate ich noch nicht. – Nein, nicht mit mir. Ich will nur dich, das weißt du doch. Ich habe eine Überraschung für dich, die wird dich umhauen. Schreibst du mir kurz, bevor du kommst? Alles klar, ich liebe dich auch. Küss­chen.«

Luisas Kundin hatte mit gedämpfter Stimme gesprochen, den­noch waren ihre Worte deutlich zu verstehen gewesen. Es ent­stand eine kurze Pause, danach rief sie mit größerer Lautstärke die Tätowiererin wieder herein. Luisa setzte ihre Arbeit fort, aber die von ihr verschönerte junge Frau wurde immer einsilbiger. Es dauerte noch eine Weile, bis die Behandlung beendet war – aber weitere Informationen kamen nicht mehr. Mona stellte das Dik­tier­gerät wieder ab.

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Klappentext zum Ostfrieslandkrimi:


»Eine ermordete Tätowiererin? Das ist das Letzte, was wir auf Borkum gebrauchen können!« Kommissarin Mona Sander liegt gerade auf der Behandlungsliege, um sich gleich ein Tattoo stechen zu lassen, als im Nebenraum Schreckliches geschieht. Die Tätowiererin Luisa wird von einem Unbekannten brutal attackiert.

Als Mona zu ihr eilt, stirbt die junge Frau in ihren Armen – und versucht, mit letzter Kraft ein Wort mit D auszusprechen. Ein Hinweis auf den Mörder? Luisa betrieb gemeinsam mit ihrem Kollegen Dirk ein Tattoo-Studio in Emden, war jedoch gerade dabei, sich auf Borkum eine neue Existenz aufzubauen.

Musste sie sterben, weil ihr besitzergreifender Kollege eine Zurückweisung weder beruflich noch privat hinnehmen konnte? Oder steckt der mysteriöse Mann namens »Don« hinter der Tat? Im Laufe der Ermittlungen mit ihrem Partner Enno Moll stellt die Kommissarin fest, wie wenig sie über die befreundete Tätowiererin überhaupt wusste. Zwischen Nadeln, Tinte und Täuschungen kommt die unangenehme Wahrheit ans Licht – denn offenbar war Luisa selbst in kriminelle Machenschaften verstrickt …

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Eine Übersicht über die Reihenfolge der Bücher finden Sie hier.

Mehr über die Serie können Sie im Steckbrief erfahren.

Viel Freude beim Lesen wünscht

Das Team von www.ostfrieslandkrimi.de