Reingelesen – Die Leseprobe zu „Auricher Hass“

Die spannende Leseprobe zum neuen Ostfrieslandkrimi „Auricher Hass“ von Martin Windebruch jetzt hier auf unserem Blog!

 

Für einen kleinen Vorgeschmack auf „Auricher Hass“ – dem neuen Ostfrieslandkrimi von Martin Windebruch – haben wir einen Auszug des Titels als Leseprobe bereit gestellt. Viel Spaß!

 

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Heute Morgen um kurz nach sieben hatte jemand wegen eines Brandes in der Scheune die Feuerwehr gerufen. Die hatte bei den Löscharbeiten eine Leiche gefunden und erst die Polizeidienststelle in Emden informiert, die dann wiederum die eigentlich zuständige Dienststelle in Aurich gerufen hatte.

Wiebkes und Everts Kollege Klaas Behrends war schon vorgefahren und hatte sich den Fundort angesehen. Evert war etwas spät dran gewesen und seine Kollegin hatte auf ihn gewartet, damit sie zusammen fahren konnten.

Evert ging zum Kofferraum des Autos und öffnete ihn. Darin befand sich eine Hundebox, in der wiederum ein schwarzer Labrador Retriever saß und aufgeregt hechelte. Als die Kofferraumklappe geöffnet wurde, begann er neugierig zu schnüffeln. Noch immer lag ein verbrannter, rußiger Geruch in der Luft, den der Hund offenbar interessant fand.

Wiebke war derweil ebenfalls ausgestiegen und hatte sich dem Polizisten vorgestellt.

»Ist unser Kollege schon am Auffindungsort?«, fragte sie.

»Ist er«, bestätigte Enno Wiebels. »Aber Sie müssen sich bei der Feuerwehr noch Helme abholen.«

Evert kraulte seinen Hund kurz, ließ dann aber die Hundebox geschlossen und die Kofferraumklappe offen, damit dem schwarzen Labrador Retriever nicht zu warm wurde. Er wusste, dass sein Hund Fiete sich benehmen konnte, er wollte ihn aber auf keinen Fall an einen Fundort mitnehmen, vor allem nicht, wenn der möglicherweise einsturzgefährdet war.

Dann folgte Evert seiner Kollegin, die sich in diesem Augenblick mit einem der Feuerwehrleute unterhielt. Der reichte ihnen beiden je einen Helm.

»Tragen Sie die bitte im Inneren der Scheune. Wir gehen nicht, und das muss ich betonen, nicht davon aus, dass sie gleich zusammenbricht. Aber rein rechtlich dürfen wir da kein Risiko eingehen, wenn es um Ihre Sicherheit geht.«

»Natürlich«, bestätigte Wiebke, und Evert nickte, während er sich den Helm aufsetzte.

In diesem Moment kam Klaas Behrends aus der Scheune zu ihnen. Der Polizist in Uniform trug nicht seine übliche Dienstmütze, sondern ebenfalls einen Helm der Rettungskräfte. Er nahm ihn ab, als er die Scheune verließ. Sein kurzes, krauses Haar zeigte noch deutlich den Abdruck des Helms.

Dann entdeckte Klaas seine beiden Kollegen und kam auf sie zu. »Moin, da seid ihr ja. Kommt mal mit, der Auffindungsort ist halbwegs gesichert.«

»Dir auch erstmal moin«, sagte Wiebke und setzte ihren Helm auf. »Ist Dr. Elias schon unterwegs?«

»Ja, der Gerichtsmediziner beeilt sich, braucht aber sicher noch eine Viertelstunde. Es hat etwas gedauert, einen Wagen zu organisieren.«

»Sind im Moment so viele Kollegen im Einsatz?«, meinte Evert.

Klaas ging in die Scheune voran, setzte sich seinen Helm auf und antwortete: »Kann ja nicht jede Einrichtung so gut ausgestattet sein wie die Polizei Aurich, Herr Doktor.«

Klaas Behrends nannte Evert Brookmer gerne nur »Herr Doktor«, da dieser einen Doktortitel in Kriminologie besaß und Klaas das als übertrieben empfand. Seinem Verständnis nach brauchte es eine solche Verkopfung des Berufs nicht, auch wenn er sich inzwischen ganz gut mit Evert angefreundet hatte.

Sie folgten ihm in die Scheune, in der Dutzende Kisten neben einer alten Landmaschine gestapelt standen. Der Geruch war unangenehm, und als sie weitergingen, sah Evert auch sofort, warum: Dahinter lagen abgebrannte Silageballen, deren Plastik deutlich angeschmort war.

»Also, Frau Kathrin Peikenkamp von einem Botendienst fuhr vorbei und sah den Rauch aus einem der hinteren Dachfenster. Eines ist auf. Sie fuhr dann her, schaute nach, ob das wirklich ein Brand war, und rief dann die Feuerwehr.«

»Sehr aufmerksam von ihr«, meinte Wiebke.

»Wo ist sie jetzt?«, fragte Evert.

»Bei den Rettungskräften. Ich dachte, ihr wollt auch noch kurz mit ihr reden. Sie wirkt ziemlich durch den Wind, da wollte ich, dass der Sanitäter mal mit ihr redet. Wenn sie unter Schock steht, sollte sie nicht Auto fahren.«

»Tja, die Leute sind unterschiedlich mitgenommen von solchen Tragödien«, meinte Wiebke. »Oder kannte sie den Toten?«

»Das weiß ich noch nicht. So, hier ist er«, sagte Klaas. Er führte sie zwischen verbrannten Kisten hindurch, die offenbar teilweise aus Metall und Kunststoff gewesen waren und nun ineinander verschmolzene und verbogene Strukturen gebildet hatten.

Zwischen den Kisten lagen die angebrannten Überreste eines Menschen. In der verkohlten Leiche steckte eine Forke.

»Ich denke, die Todesursache ist auch ohne Gerichtsmediziner herauszubekommen«, meinte Evert. Er trat neben die Leiche, um sich das Ganze besser ansehen zu können. »Das ging mitten in die Brust, eine der Spitzen könnte das Herz verletzt haben.«

»Ja, so oder so wurde die Lunge mehrfach punktiert«, bestätigte Klaas. »Da muss jemand ziemlich Kraft gehabt haben.«

»Oder Wut«, bemerkte Wiebke. »Da die Mordwaffe noch in ihm steckt, könnte er also vermutlich hier zu Tode gekommen sein.«

»Nicht unbedingt«, sagte Klaas. »Aber es ist tatsächlich unwahrscheinlich, dass man ihn mit der Forke in der Brust noch viel bewegt hat. Ich habe alles gut dokumentiert, um mit den Kollegen von der Kriminalistik herauszubekommen, aus welchem Winkel zugestochen wurde. Lag das Opfer am Boden oder stand es? Das ist ein wichtiger Unterschied.«

»Die Leiche sieht ungleichmäßig verbrannt aus«, murmelte Wiebke. »Das Feuer hat hier irgendwo seinen Anfang genommen?« Sie sah zu Klaas.

»Die Feuerwehr nimmt an, dass sich die Flammen nicht weit von hier auszubreiten begannen. Der Brandbeschleuniger muss hier großflächig verteilt worden sein, bis dort, da ist eine Hintertür.« Er führte sie um einen in sich zusammengebrochenen Kistenstapel, bei dem Evert erst bei näherem Hinsehen erkannte, dass offenbar einmal ein dünnes Metallregal die Kisten getragen haben musste. Jetzt war alles verbogen und geschwärzt. Hinter dem Regal gab es eine Metalltür.

»Die ist nicht abgeschlossen, und so wie das Schloss aussieht, geht das auch nicht mehr«, sagte Klaas. »Ich könnte mir vorstellen, dass der Täter die Leiche da deponiert oder ihn auch getötet hat. Dann hat er den Brandbeschleuniger verteilt und ist zur Tür geflohen. Er hat dann alles angezündet und ist gegangen.«

»Wissen wir, wer der Tote ist?«

»So weit sind wir noch nicht. Ihr könnt gleich gerne mal mit dem Ehepaar reden, dem der Hof gehört. Einer von der Feuerwehr ist bei ihnen, der kennt sie wohl persönlich.« Klaas ging zurück zum Toten.

»Die Mordwaffe spricht dafür, dass er vor Ort in der Scheune umgebracht wurde«, meinte Evert. »Eine Forke könnte hier einfach herumgestanden haben und im Affekt benutzt worden sein.«

»Nur leider ist die Scheune gut von der Straße zugänglich und weder vorne noch hinten scheint sie abgeschlossen gewesen zu sein. Hier konnte jeder rein.«

»Aber offenbar wollte jemand die Tat vertuschen«, meinte Wiebke. »Oder wie brach das Feuer aus?«

»Wir haben diverse Proben genommen«, sagte Klaas. »Und ich habe auch mit den Feuerwehrleuten schon geredet. Das sieht alles nach Brandbeschleuniger aus, aber ob es Benzin, Spiritus oder sonst was war, müssen wir noch analysieren.«

»Aber es ist mit ziemlicher Sicherheit Absicht gewesen«, sagte Wiebke.

»Ja, da wollte jemand die Leiche verschwinden lassen«, meinte Evert.

»So sieht es aus«, sagte Klaas. »Möglicherweise trägt er auch Papiere mit sich, aber ich möchte hier ungern alles auseinanderpflücken. Wenn sein Personalausweis mit dem Rest seines Portemonnaies verbacken ist, muss man das säuberlich im Labor trennen.«

»Gut, du machst hier alles fertig und wartest darauf, dass Dr. Elias kommt, um die Leiche abzuholen«, sagte Wiebke. »Wir reden mit dieser Frau …«

»Peikenkamp«, warf Klaas ein.

»Danke, genau. Wir sprechen mit der Kurierfahrerin und dann mit den Scheunenbesitzern. Vielleicht finden wir auch so raus, um wen es sich handelt.«

»Wenn es euch hilft: Ich glaube, der Tote hat zwei goldene Kronen, eine ganz hinten rechts, die andere auf seinem Eckzahn, auch rechts«, sagte Klaas und beugte sich über die Leiche, um ihnen zu zeigen, was er entdeckt hatte.

»Sehr gut, das wird uns sicherlich helfen«, meinte Wiebke.

***

 

 

Klappentext:

 

Ein Mord und viele Verdächtige!

Die Kommissare Wiebke Jacobs und Dr. Evert Brookmer von der Kripo Aurich werden zu einem Bauernhof in Hinte gerufen! Dort hat nicht nur eine Scheune gebrannt, sondern in ihr wurde auch die Leiche eines Mannes gefunden. Wie sich herausstellt, handelt es sich dabei um Feiko Tamma, der auf dem Hof seines Bruders lebte. Feiko war erst seit Kurzem aus dem Gefängnis entlassen worden und hatte während seiner jahrelangen Zeit als Kleinkrimineller etlichen Leuten auf die Füße getreten.

So ist es auch kein Wunder, dass viele Menschen aus seiner Vergangenheit ihn hassen und den Tod wünschen: ehemalige Komplizen, Geschädigte und die Familie seiner Ex. Selbst mit seinem Bruder Tilo gab es Streit. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und alles Bisherige wird in ein ganz neues Licht gerückt …

 

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Viel Freude beim Lesen wünscht

Das Team von www.ostfrieslandkrimi.de