Die Leseprobe zu Rita Roth’s „Inseldinner“

Die fesselnde Leseprobe zu Rita Roth’s neuem Norderneyer Ostfrieslandkrimi mit dem Fund des Opfers am Strand auf der Nordseeinsel.

 

Ein Mord bei einem großen Dinner auf der Insel Norderney. Der Gastgeber, der „Surfgott“ Henning Wolff wird in einem Strandkorb mit einem recht eindeutigem Beweisstück gefunden. Doch Gretje Blom glaubt nicht an die offensichtliche Lösung und stellt ihre eigenen Nachforschungen an. In dieser Leseprobe findet Gretje das Opfer am Strand. Der perfekte Einstieg für alle, die mehr zu dem neuen Ostfrieslandkrimi von Rita Roth wissen möchten.

 

***

»Miez, miez, miez«, lockte Gretje das Kätzchen. Es spielte Ver­stecken, verschwand in der Dunkelheit, maunzte kläglich und im nächsten Moment schaute es hinter einem Busch hervor.

»Na warte, ich fang dich«, flüsterte Gretje, als könne sie den Ausreißer damit einschüchtern. Über einen nur vom Mondschein beleuchteten Pfad führte das herumtollende Fellknäuel sie zum Strand. Plötzlich war es wie vom Erdboden verschwunden. Auf Zehen­spitzen schlich Gretje sich an einen Strandkorb heran.

»Miez, miez, miez!«

Vorsichtig schaute sie in den Korb, doch darin lag nix anderes als Sandspielzeug. Beim nächsten Strandkorb das Gleiche und bei den folgenden dreien auch. Mit einmal huschte etwas dazwischen hin­durch. Nun gab es kein Entkommen mehr für die Mieze. Gretje Blom pirschte sich an, aber als sie ein Paar weiße Sneakers davor stehen sah, stoppte sie in der Bewegung und hielt die Luft an. Sie wollte wis­sen, wer um diese Zeit der Melodie des Meeres lauschte. Also tapste sie mit pochendem Herzen weiter und lugte unter den herun­ter­gelassenen Sonnenschutz.

»Henning!«, rief sie erfreut, als sie ihn erkannte. »Haste genug vom Geburtstagfeiern und bist für ein Nickerchen ans Meer gegangen? Oder zelebrierst du eine Vollmondmeditation?« Gretje kicherte über ihre spitzfindige Bemerkung.

Henning Wolff schlief offenbar tief und fest, nicht einmal ein ver­ärger­tes Knurren gab er von sich. »Na gut. Ich geh schon wieder und lasse dich in Ruhe. Kann das ja verstehen. Weißte, was ich immer mache, wenn ich meine Ruhe haben will? Oder wenn ich einen klaren Kopf brauche? Ich gehe dann immer eine Runde schaukeln.« Sie zeigte zum Spielplatz, sah zum sternenübersäten Himmel, lachte leise und plauderte darüber, wie oft sie schon mit den Füßen in der Luft dem Tosen der Wellen gelauscht hatte. »Und du lauschst jetzt dem Pfeifen des Drachens im Wind?« Wie ein Spürhund umrundete sie den Strandkorb, blieb stehen und betrachtete das Fluggerät aus der Nähe. Dunkle Schleifen tanzten an langen roten Bändern. Auf schwarzem Tuch leuchtete ein grellweißer Totenkopf.

»Findest du das witzig?«, führte sie ihren Monolog weiter. »Ist etwas gruselig.«

Henning rührte sich immer noch nicht. Gretje schwärmte von der magischen Nacht, aber auch das interessierte ihn nicht. »Menschens­kinner, nun sag doch mal was!«, schimpfte sie. Jeder andere Kerl hätte einen genervten Laut von sich gegeben. Onno Fokken, dem die Friesenrose gehörte, ganz bestimmt. »Ich rutsch mal an dich heran. Hast ja nichts dagegen. Mir ist ein bisschen kalt.« Sie zeigte ihm ihre Gänsehaut auf den Armen, dann legte sie ihre Finger leicht auf seine Hand. Im selben Augenblick zuckte sie zusammen. Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken. Henning Wolffs Hand fühlte sich an wie ein toter Fisch. Die Seniorin sprang aus dem Korb, näherte sich ihm aber noch einmal. Vielleicht täuschte sie sich auch. Immer­hin hatte sie mit Piet eine ganze Flasche Wein geleert. Sie hielt ihre Hand vor seinen Mund. Keine Atemluft. Nichts. Henning Wolff hatte sein Leben ausgehaucht. Sein neues Lebensjahr hatte nur wenige Stunden gezählt. Das Blut in seinen Adern pulsierte nicht mehr.

 

***

 

»He Gretje, weißt du eigentlich, wie spät es ist?«, wetterte Haupt­kom­missar Jan Berg, als er ihre Stimme am Telefon hörte. »Stell dir vor, es gibt Menschen, die ihren Schlaf dringend brauchen, weil sie am nächsten Tag zur Arbeit müssen und nicht wie du ihren Ruhestand genießen können.«

»Schlafen kannst du noch genug, wenn du tot bist«, erwiderte sie ungerührt. »Ich war beim Dinner in Weiß. Und nun bin ich am Strand. Am Weststrand und …«

Jan Berg schnaubte und fiel ihr ins Wort. »Und? Findest du den Weg nicht allein zurück in die Friesenrose? Oder bist du mondsüchtig?« Verdrießlich schnaubte er. »Ruf deinen Kumpel Piet an. Der soll dich abholen«, sagte er unwirsch. »Wieso ist er nicht bei dir? Der ist doch sonst immer in deiner Nähe.«

»Mien Jung, nun hör mir mal gut zu«, fing Gretje noch einmal von vorn an. Allerdings energischer. Dann senkte sie die Stimme. »Es ist wieder passiert. Der teuflische Fluch …«

»Nee«, entfuhr es Jan Berg. »Das glaub ich jetzt nicht. Hast wohl zu viel Sanddornlikör getrunken. Sei ehrlich.« Über ihr kleines Las­ter amüsierte er sich. Normalerweise. Der Hauptkommissar verstand jedoch keinen Spaß, wenn sie ihn mitten im Schlaf aufweckte.

»Beim Dinner in Weiß gibt es keine Fittaminchen, da ist alles in hellen Farben, sogar die Speisen und Getränke. Steh endlich auf und bequem dich zum Tatort. Weststrand! Der Tote sitzt in dem Strand­korb, über dem ein Totenkopfdrachen in der Luft ist. Er heißt Hen­ning Wolff und ist fünfundfünfzig Jahre alt. Ich halte Wache, bis du da bist.«

»Hast du dir seine Papiere angesehen, du alte Spürnase? Oder woher weißt du das?« Gretje schmunzelte. Jan Bergs Verstand war jetzt nicht mehr offline.

»Nun halt mal die Luft an!«, fauchte sie. »Ich habe nichts angerührt. Ich kenne die Spielregeln, wie man sich an einem Tatort zu verhalten hat. Ist ja nicht das erste Mal.«

»Und woher weißt du dann …?«

»Henning Wolff hatte an dem Tisch neben unserm gesessen und seinen Geburtstag gefeiert. Ich habe ihm alles Gute für sein neues Lebensjahr gewünscht und mit ihm angestoßen. Das war alles. Komm in die Hufe, mien Jung, und bring deine Kollegin Bea Bissick mit, falls du sie erreichst. Die war nämlich auch beim Dinner. Wollte mich aber nicht sehen. Piet ist gleich bei mir, mach dir also keine Sorgen. Vor einer Leiche ist mir nicht bange, die kann mir nichts anhaben.«

Gretje Blom lehnte sich an den Strandkorb. Sie schloss für einen Moment die Augen und lauschte der Brandung. Ruhig plätschernd rollten die Wellen an den Strand. Ein paar Menschen in heller Klei­dung flanierten noch über die Promenade. Von den Unterhaltungen konnte sie nichts verstehen, nur ein leises Murmeln wehte zu ihr herüber. Ein merkwürdiges Geräusch ließ sie allerdings aufhorchen. Sekunden später herrschte wieder Totenstille. Ein zweites Mal betrachtete sie die Gestalt in dem Korb. Unmöglich. Was sie gehört hatte, konnte nicht von ihm sein. (…)

***

 

 

Klappentext:

 

»Nicht lang schnacken, lieber gleich den Täter packen!« Beim stilvollen Dinner in Weiß feiert der Norderneyer Surfschulen-Betreiber Henning Wolff seinen 55. Geburtstag. Schon lange sind Henning und seine Ehefrau Monika, die eine edle Boutique führt, ein absolutes Traumpaar der Insel. Und so ist die Stimmung unter den Gästen heiter an diesem lauen Sommerabend. Doch dann findet Gretje Blom den Jubilar noch in derselben Nacht erdrosselt in einem Strandkorb! Besonders auffällig: der schwarze Drachen mit Totenkopf, der am Tatort angebracht wurde. Während die Polizei noch Spuren sichert, nimmt Gretje zusammen mit ihren Freunden aus der Pension Friesenrose die Ermittlungen auf. Steckt der Drachenverkäufer Uwe Lammers, der vor einiger Zeit im Streit aus der Surfschule ausgestiegen ist, hinter der Tat? Und was ist dran an den Gerüchten, dass Henning eine außereheliche Affäre gehabt haben soll?  Womöglich war der »Surfgott« ja nicht so beliebt, wie es den Anschein hatte …

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Wir wünschen viel Freude beim Lesen!

Das Team von www.ostfrieslandkrimi.de