Die fesselnde Leseprobe zu „Ringmord auf Norderney“!

Ein toter Bräutigam und verschwundene Trauringe – die Leseprobe zum neuen Ostfrieslandkrimi „Ringmord auf Norderney“! 

 

Im neuen Ostfrieslandkrimi von Julia Brunjes läuft eine Hochzeit ganz anders ab, als diese sollte. Nicht nur die Trauringe sind verschwunden – die extrem wertvoll sind – auch der Bräutigam wird tot aufgefunden. Im nachfolgenden gibt es eine kleine Leseprobe zum zweiten Fall der INSEL Wache. Wir wünschen viel Spaß!

 

 

***

»Ach du Schande!«, rief er. »Denkst du, was ich denke?«

»Mit der Telepathie hapert es bei mir noch etwas, Nick.«

Er ging nicht auf ihre Ironie ein: »Bei dem Toten wird es sich um Florian Meisner handeln. Glaubst du an Zufälle? Ich nicht. Meist sind maximal zwei Strandhochzeiten am Tag vorgesehen. Heute sollte das mutmaßliche Opfer als Trauzeuge fungieren.«

»Wir müssen nicht darüber spekulieren, wer getötet wurde, Grauwolf«, meinte sie augenzwinkernd. »In wenigen Minuten werden wir es wissen.«

Die beiden eilten auf den Strand zu. Die junge Polizeimeisterin hatte bereits die Inselärztin Dr. Lisa Behrens verständigt, damit sie den Leichnam untersuchte. Ihr Auto parkte jedenfalls an der Strandpromenade. Außer Annemarie Lauterbach waren noch zwei weitere uniformierte Kollegen im Einsatz. Sie sperrten den Bereich um den historischen Badekarren ab und hielten neugierige Urlauber auf Distanz. Neben der Polizeimeisterin lehnte die Standesbeamtin an einem der großen Holzräder des Karrens. Annika hatte sie noch nie zuvor rauchen sehen. Aber in diesem Moment zog sie mit zitternden Fingern an einer Zigarette. Die Oberkommissarin stellte Nick und sich selbst vor. Dann wollte sie wissen: »Fühlen Sie sich dazu in der Lage, ein paar kurze Fragen zu beantworten?«

»Ja, das muss wohl sein.«

»Wann haben Sie die Leiche gefunden?«

»Vor ein paar Minuten. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut, sondern gleich die 110 gewählt.«

»Und das war genau richtig so«, betonte Annika, »ist es eigentlich üblich, dass Sie um diese frühe Stunde in den Karren schauen?«

»Wir vergewissern uns vor jeder Zeremonie, ob der Wagen in Ordnung ist. Aber heute sah ich schon von Weitem, dass jemand das Schloss aufgebrochen hatte. Die Tür lässt sich nach außen öffnen, das tat ich nun. Im Inneren lag eine Person auf dem Boden. Im ersten Moment dachte ich an einen Betrunkenen, der in den Karren eingedrungen war, um dort seinen Rausch auszuschlafen. Aber leider war der Mann nicht berauscht, sondern mausetot.«

»Das wäre für den Moment alles«, sagte die Oberkommissarin und bedankte sich. Dann stieg sie auf die erste Stufe der kleinen Holztreppe. Die Tür stand halb offen.

»Ich bin es, Frau Dr. Behrens. Können Nick und ich hereinkommen?«

Die Ärztin mit den blonden schulterlangen Haaren blickte auf. Sie kniete neben dem Toten.

»Das ist kein Problem, Frau Broder. Ich habe die erste Sichtung abgeschlossen.«

Die Ermittler traten ein. Es roch intensiv nach dem Blumenschmuck zurückliegender Eheschließungen – aber auch nach Blut. Der ehemalige Badekarren war umgebaut und als Trauzimmer eingerichtet worden. Er bot Platz für das Brautpaar, die Trauzeugen und natürlich den Standesbeamten. Ein junger Mann lag bewegungslos und starr wie eine Puppe auf dem befleckten Holzboden. Er trug Jeans und ein weißes T-Shirt, das jetzt größtenteils von seinem Blut getränkt war. Annika bemerkte eine kleine Wunde in der Herzgegend. Das Oberteil war an dieser Stelle aufgeschlitzt.

»Ich gehe von einem einzigen Stich aus, der den Herzbeutel zerstört und zum sofortigen Tod geführt hat«, erklärte die Medizinerin. Sie fügte hinzu: »Der Wundkanal ist auffällig eng – ich würde also bei der Tatwaffe nicht von einem Messer oder einem Dolch ausgehen, sondern eher von einer dünnen Nadel oder etwas Ähnlichem.«

»Denken Sie an eine Stricknadel?«

»Dafür ist die Öffnung im Körper wiederum zu groß«, antwortete Frau Dr. Behrens auf die Frage der Oberkommissarin.

»Wann ist der Mann verstorben?«

»Nach der Körpertemperatur zu urteilen zwischen 23.00 Uhr am vorigen Abend und 02.00 Uhr frühmorgens«, lautete die Antwort.

»Das Opfer muss hier im Karren erstochen worden sein«, dachte Annika laut nach. »Der Blutverlust durch den tödlichen Stich war erheblich. Wäre er anderswo getötet worden, dann müssten sich weitere Blutspuren auf der Treppe und draußen im Sand nachweisen lassen.«

Die Ärztin erhob sich aus ihrer knienden Position und stellte den Totenschein aus.

»Wie geht es den Zwillingen?«, fragte die Oberkommissarin, als sie das Dokument entgegennahm.

»Petra und Peer halten mich auf Trab, wie immer«, erwiderte Frau Dr. Behrens augenzwinkernd, bevor sie sich verabschiedete, um sich wieder ihren lebenden Patienten zuzuwenden. Nick streifte Latexhandschuhe über und begann damit, die Taschen des Toten zu durchsuchen. Er zog eine abgegriffene Brieftasche hervor und öffnete sie.

»Wir waren auf der richtigen Spur«, meinte er, »laut dem Personalausweis hieß das Opfer Florian Meisner. Hier sind auch noch ein paar Kreditkarten auf seinen Namen, außerdem 250 Euro in bar.«

»Hat er auch ein Smartphone bei sich?«

»Nee, Annika. Entweder hat der Mörder es an sich genommen und vernichtet, oder es liegt irgendwo auf der Insel.«

»Ich werde Waller bitten, dass er sich um einen richterlichen Beschluss zur Handyortung kümmert«, erwiderte sie. Nick brummte etwas Unverständliches. Er entdeckte außerdem einen Schlüssel, der laut dem daran befestigten Anhänger zur Pension Gotland gehörte. Der Mörder hätte ganz einfach diese Gegenstände verschwinden lassen können, um die Ermittlungen zu erschweren. Das hatte er nicht getan – warum nicht?

»Der Täter wollte, dass wir Meisner genau hier finden«, vermutete die Oberkommissarin. »Darum hat er das Schloss des Badekarrens geknackt, das spätere Opfer hereingelockt und zugestochen. – Hast du die Trauringe gefunden?«

»Außer einem benutzten Papiertaschentuch konnte ich keine weiteren Gegenstände sichern«, sagte Nick. »Weißt du, ob die Ringe besonders wertvoll sind?«

»Zu dem Thema hat sich der Bräutigam noch nicht geäußert«, erwiderte Annika. »Aber vom ersten Eindruck her gehe ich davon aus, dass Blomberg und seine Familie nicht am Hungertuch nagen müssen. Um eine Armbanduhr zu erwerben, wie er sie trägt, reicht mein halbes Jahresgehalt wahrscheinlich nicht aus.«

»Jetzt müssen wir ihm jedenfalls die Hiobsbotschaft erst einmal möglichst schonend mitteilen«, sagte Nick. »Wenn du willst, kann ich das übernehmen.«

Annika warf ihm lächelnd eine Kusshand zu: »Es ist zwar sehr gentlemanlike von dir, dass du mir diese unangenehme Aufgabe abnehmen willst – aber ich kriege das hin«, versicherte sie und fügte hinzu: »Am besten mache ich es gleich, Blomberg wird schon auf eine Nachricht von uns lauern. – Könntest du bitte währenddessen den Bestatter informieren und die Spurensicherung anfordern?«

»Wird erledigt«, gab ihr Kollege zurück. Annika verließ zum Telefonieren die Badekarre. Draußen schaute sie sich kurz um. Die Standesbeamtin hatte den Ort des Geschehens verlassen, und die Menschentraube hinter dem Absperrband war noch weiter angewachsen. Der Anblick von Polizeiuniformen schien auf viele Menschen eine magische Anziehungskraft auszuüben. Diese Faszination war der Oberkommissarin ein Rätsel. Wäre Annika privat am Strand gewesen, hätte sie lieber die Nordsee und den Sonnenschein genossen, anstatt vor einem Trassierband auszuharren. Sie tippte die Nummer des Bräutigams ins Display. Es dauerte nicht lange, bis er sich meldete.

»Ja?«

Seine Stimme klang atemlos, beinahe gehetzt. Ob er schon ahnte, weshalb sie anrief?

»Hier spricht Oberkommissarin Broder. – Herr Blomberg, ich habe leider keine guten Nachrichten für Sie. Wir haben Ihren Trauzeugen gefunden, aber er lebt nicht mehr. Momentan müssen wir von einem Gewaltverbrechen ausgehen. Ich möchte Ihnen mein aufrichtiges Beileid aussprechen.«

Einen Moment lang herrschte Stille. Der Bräutigam schien die Information erst einmal verdauen zu müssen. Annika wollte schon nachhaken, aber da ertönte wieder seine Stimme. Er sprach mit einem eindringlichen Unterton: »Konnten Sie die Ringe bei ihm sicherstellen?«

***

 

 

Klappentext:

 

»Mein Trauzeuge ist spurlos verschwunden!« Völlig außer sich taucht Georg Blomberg auf der Polizeiwache von Norderney auf. Verständlich, will er doch in wenigen Stunden heiraten, was ohne seinen besten Freund, der die Trauringe bei sich hat, unmöglich ist. Kurz darauf erreicht die Inselkommissare Annika Broder und Nick Straten eine schreckliche Nachricht: Am Strand der Insel wurde in einem Badekarren, der für Trauungen umgerüstet ist, ein Toter aufgefunden. Es ist der vermisste Trauzeuge Florian Meisner, die Ringe sind jedoch nicht auffindbar. Bei den Ermittlungen stellt sich bald heraus, dass diese äußerst kostbar waren und ein hinterhältiges Komplott bestand, diese zu stehlen. Und als wäre das alles noch nicht genug, ist auch die Braut wie vom Erdboden verschluckt. Steckt die geheimnisvolle Frau mit dem österreichischen Akzent, die in der Mordnacht hinter Florian Meisner her war, hinter der ganzen Sache?

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Viel Freude beim Lesen wünscht

Das Team von www.ostfrieslandkrimi.de