Die spannende Leseprobe zum neuen Kriminalfall von Köhler und Wolter in „Nordseeblender“ von Bestseller Autorin Sina Jorritsma!
Der neue Ostfrieslandkrimi von Bestseller Autorin Sina Jorritsma behandelt einen neuen Kriminalfall für Köhler und Wolter. Ein Immobillienhändler wird tot aufgefunden. Schnell stellt sich heraus, der Mann war ein Betrüger. Somit ist der Kreis der Verdächtigen klein, allerdings kommen während der Ermittlungen weitere Geheimnisse ans Tageslicht. Anbei ein Auszug als Leseprobe. Viel Spaß!
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»Dr. Schubert kam also durch einen Herzinfarkt ums Leben?«, vergewisserte Köhler sich.
»So ist es«, bestätigte die Medizinerin und fuhr fort: »Als ich hier eintraf, war er schon seit einigen Stunden tot. Schätzungsweise ist er zwischen Mitternacht und sechs Uhr früh verstorben, genauere Angaben können Sie wie üblich nach der Obduktion erwarten.«
Köhler nickte: »Wenn Sie nicht die Einstichstelle am Hals entdeckt hätten, wären Sie wahrscheinlich von einer natürlichen Todesursache ausgegangen, oder?«
»Zumindest hätte ich mich über Vorerkrankungen informiert«, bestätigte die Ärztin, »aber keiner meiner Berufskollegen würde eine Injektion an dieser Stelle vornehmen.«
Sie deutete mit ihrem Kugelschreiber auf einen kleinen roten Punkt oberhalb des Schlüsselbeins, wo offenbar eine Nadel in den Körper eingedrungen war. Dr. Silke Termöhlen ergänzte: »Vermutlich wurde dem Opfer ein Gift verabreicht, zumindest deuten seine bläulich verfärbten Lippen auf eine Intoxikation hin.«
Köhler bedankte sich bei der Ärztin und ging zu der Melderin hinüber, die den Notruf abgesetzt hatte. Sie stand bei den uniformierten Polizisten Fenja Tonken und Fiete Brodersen, die mit ihrem Streifenwagen als Erste am Tatort eingetroffen waren. Die Frau machte einen sehr unruhigen Eindruck, was der Kommissar gut verstehen konnte. Die wenigsten Menschen beginnen einen Tag damit, dass sie wegen eines Leichenfunds die Behörden alarmieren müssen. Er zeigte seinen Dienstausweis: »Moin, ich bin Kommissar Köhler von der Polizei Norden. Bitte berichten Sie mir noch einmal, wie Sie auf den Toten aufmerksam geworden sind.«
Die Zeugin stellte sich als Nicole Menke vor. Sie war schätzungsweise zwischen vierzig und fünfzig, ihr schwarzes Haar wurde von Silberfäden durchzogen. Frau Menke trug eine Hornbrille, Gummistiefel, Jeans und einen dunkelblauen Kapuzenpullover – passende Kleidung für jemanden, der auch gern querfeldein unterwegs war. Sie hatte einen Labrador an der Leine, der die Aufregung der Zweibeiner um ihn herum scheinbar nicht verstehen konnte. Er hatte es sich zu ihren Füßen bequem gemacht und gähnte.
»Fido und ich waren auf dem Deich unterwegs, als ich diesen Mann am Tisch sitzend bemerkte«, begann die Melderin, »und mir fiel auf, dass er sich überhaupt nicht bewegte. Natürlich hätte es auch sein können, dass er über den Durst getrunken hatte und deshalb eingeschlafen war. Es ist doch ungewöhnlich, wenn jemand um acht Uhr morgens mit dem Kopf auf der Tischplatte verharrt, oder? Ich musste mich jedenfalls vergewissern, ob er Hilfe braucht. Ich bin von Beruf Krankenschwester – ich kann nicht einfach vorbeilaufen, wenn es jemandem schlecht gehen könnte. Also sind wir vom Deich heruntergestiegen und hierher gekommen. Aber ich musste nur seinen Puls fühlen, um mich zu vergewissern, dass kein Leben mehr in ihm war. Daraufhin habe ich sofort die Notrufnummer kontaktiert.«
Das Grundstück war zwar umfriedet, aber es gab keinen Zaun, sondern nur eine niedrige Hecke, die dem Kommissar noch nicht einmal bis zum Knie reichte. Man musste kein Spitzensportler sein, um dieses Hindernis überwinden zu können.
»Es ist gut, dass Sie so schnell reagierten«, betonte Köhler, »aber haben Sie auch an der Tür geklingelt?«
Er zeigte auf das Ferienhaus, in dem sich niemand zu regen schien, obwohl ein Polizeiauto und ein Rettungswagen auf dem Fledderweg parkten, an dem das Gebäude stand. Vermutlich waren die Fahrzeuge mit Sirene angerückt. Wenn sich jemand im Hausinneren aufhielt, konnte ihm dies unmöglich entgangen sein. Allerdings musste man nicht hineingehen, um die Terrasse erreichen zu können. Frau Menke schüttelte den Kopf: »Daran habe ich gar nicht gedacht …«
Die blonde Polizeimeisterin Tonken sagte: »Wir haben geschellt, aber es hat niemand geöffnet. Wir wollten erst auf euch warten, bevor wir weitere Maßnahmen einleiten.«
Köhler konnte diese Haltung nachvollziehen. Die Unverletzlichkeit der Wohnung war ein hohes Gut, die Polizei durfte nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen in ein Haus eindringen. In diesem Fall kam hinzu, dass Dr. Schubert nicht zwangsläufig ein Mieter oder Besitzer dieses Objekts sein musste. Er hätte ja ebenfalls über die Hecke steigen und einfach an dem Outdoortisch Platz nehmen können. Der Kommissar wandte sich an seinen Kollegen Wolter. Während Köhler nach langer Dienstzeit als Zielfahnder des Bundeskriminalamts erst seit wenigen Jahren in Ostfriesland lebte, war Wolter in der Region geboren und aufgewachsen. Speziell hier in Norddeich – das ein Ortsteil der Stadt Norden war – kannte er sich bestens aus.
»Was kannst du mir über dieses Ferienhaus sagen, Gerrit?«
»Meines Wissens ist es erst vor drei Jahren errichtet worden und steht nicht zum Verkauf, sondern wird ausschließlich vermietet«, lautete die Antwort. »Soweit ich weiß, gehört es einem Luxemburger Grundstücksunternehmen, die Verwaltung vor Ort macht Paula Brunge. Ich rufe sie gleich mal an.«
Mit diesen Worten zog Wolter sein Smartphone aus der Tasche. Er war älter als Köhler und wurde von oberflächlichen Menschen wegen seiner ruhigen unauffälligen Art leicht unterschätzt. Dieser Fehler wäre Köhler niemals unterlaufen – Wolter war einer der intelligentesten Menschen, die er kannte. Der Name Paula Brunge sagte Köhler immerhin etwas. Sie betreute als Hausverwalterin und Immobilienmaklerin zahlreiche Objekte in Norddeich und den benachbarten Orten. Während Wolter mit Frau Brunge telefonierte, umrundete Köhler das Haus. Es gehörte zweifellos zu den teuersten Ferienunterkünften weit und breit. In dem geräumigen Gebäude konnten vermutlich bis zu sechs Personen bequem untergebracht werden.
Die Jalousien im Erdgeschoss waren ausnahmslos heruntergelassen worden, auch die bodentiefe Terrassentür wurde durch einen Rollladen vor neugierigen Blicken ins Innere geschützt. Der Kommissar runzelte die Stirn. Er und seine Kollegen mussten sich vergewissern, ob im Haus alles in Ordnung war. Vielleicht befanden sich dort weitere Personen, die Hilfe brauchten und sich nicht bemerkbar machen konnten. Wolter hatte sein kurzes Telefonat beendet und kam zu ihm herüber: »Paula will uns aufschließen. Sie macht sich sofort auf den Weg, wird in ein paar Minuten hier sein.«
Paula Brunges Büro befand sich an der Molenstraße, unweit von der Bahnstation Norddeich. Dr. Silke Termöhlen wollte sich nun von den Kommissaren verabschieden, aber Köhler hielt sie zurück: »Könnten Sie bitte noch kurz warten? Vielleicht benötigt jemand im Haus Ihre medizinische Hilfe. Die Notärztin zuckte mit den Schultern: »Das kann ich gern tun. Es ist immer erfreulicher, wenn es noch eine Chance auf Heilung oder Besserung gibt. Bei dem Herrn auf der Terrasse war das ja leider nicht mehr möglich.«
Köhler nickte. Ob Dr. Schubert mit jemandem verabredet gewesen war? Angesichts des warmen Sommerwetters war es nicht ungewöhnlich, wenn Menschen noch zu später Stunde im Garten oder am Strand saßen. Der Kommissar versuchte, sich die Situation vorzustellen. Nichts deutete auf einen Kampf hin. Dr. Schubert hatte am Tisch gesessen, vielleicht auf jemanden gewartet. Dann war eine Person lautlos von hinten gekommen und hatte ihm die Spritze in den Hals gejagt, woraufhin er nach vorn gefallen und verstorben war, bevor er sich wehren oder um Hilfe rufen konnte.
Bei Verwendung eines schnell wirkenden Gifts konnte man sich dieses Szenario durchaus vorstellen. Ob es Zeugen gab? Auch im August war es nach Mitternacht ziemlich dunkel. Natürlich standen am Fledderweg Straßenlaternen, aber deren Lichtkegel reichten vermutlich nicht bis zur Ferienhausterrasse. Und falls die Außenbeleuchtung des Gebäudes nicht eingeschaltet gewesen war, hatte der Mörder sich im Schutz der Dunkelheit problemlos nähern können.
»Ich gehe von einem geplanten Verbrechen aus«, sagte Köhler.
»Weil man nicht zufällig eine Giftspritze in der Tasche hat?«, fragte Wolter, dem die Minimalverletzung am Hals des Opfers ebenfalls nicht entgangen war.
»Ja, genau. Entweder hat der Täter das Haus schon seit längerer Zeit heimlich observiert und auf die passende Gelegenheit gewartet – oder er wusste, dass Dr. Schubert sich spätabends allein auf der Terrasse befinden würde.«
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Klappentext:
„Der Mann war ein skrupelloser Blender! Er hat uns alle getäuscht.“ Im Garten eines luxuriösen Ferienhauses an der Nordseeküste wird der Immobilienmakler Dr. Hanno Schubert tot aufgefunden. Im Haus selbst entdecken die herbeigerufenen Kommissare Torsten Köhler und Gerrit Wolter von der Kripo Norden vier weitere Personen – betäubt mit K.-o.-Tropfen. Schon kurz nach dem Beginn der Ermittlungen stellt sich heraus, dass der vermeintliche Makler ein heimtückischer Betrüger war, der mit seinen Gehilfen wohlhabende Kunden, die an Immobilien in Ostfriesland interessiert waren, um ihr Geld gebracht hat. Handelt es sich also um einen Mord aus Rache? Oder steckt etwa seine Ex-Frau, die er ebenfalls um ihr Geld erleichterte, dahinter? Erst als es den Kommissaren gelingt, die Ereignisse in der Mordnacht genau zu rekonstruieren, fügen sich alle Puzzleteile plötzlich zusammen und führen auf die Spur des Mörders …
Der Ostfrieslandkrimi »Nordseeblender« ist als E-Book bei den bekannten Anbietern erhältlich wie:
Eine Übersicht über die Reihenfolge der Bücher finden Sie hier.
Mehr über die Serie können Sie im Steckbrief erfahren.
Viel Freude beim Lesen wünscht das Klarant Team!