Aufregende Leseprobe zum neuen spannenden Kriminalfall der INSEL Polizistinnen aus Wangerooge – „Vereinsmord auf Wangerooge“!
Die INSEL Polizistinnen Jule und Nele Hibenga haben es diesmal mit einem Mord innerhalb eines Boßelvereins zu tun. Das Opfer war scheinbar ein richtiger Frauenheld und verdrehte einigen Frauen im Verein den Kopf. Mit dieser aufregenden Leseprobe geben wir einen kleinen Einblick in den neuen Ostfrieslandkrimi von Julia Brunjes. Viel Vergnügen!
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Als Nele sich dann schließlich auf dem Weg zur Polizeistation Wangerooge befand, war es schon deutlich später, als sie eigentlich geplant hatte. Darüber hinaus fuhr sie sehr vorsichtig. Das Schlimmste, was jetzt passieren konnte, wäre gewesen, dass doch noch irgendetwas mit den beiden mühsam gesicherten Boßelkugeln passierte.
Etwas, das eine weitere Spurenauswertung völlig unmöglich gemacht hätte. Wenn das Team der Außenstelle des Landeskriminalamtes Niedersachsen in Oldenburg morgen auf Wangerooge auftauchen würde, um die Leiche mitzunehmen, dann könnte man ihnen auch die beiden Kugeln gleich mitgeben, damit sie einer fachmännischen kriminaltechnischen Untersuchung zugeführt werden konnten. Gut möglich, dass die Sachbearbeiter in Oldenburg tatsächlich ein Wunder vollbrachten und mit ihren hochmodernen Untersuchungsmethoden doch noch irgendeine Spur zu sichern vermochten.
Dass es gerade in dieser Hinsicht im Moment ziemlich mau aussah, war der Kommissarin durchaus bewusst. Und das war umso problematischer, weil es ja bislang auch keine anderen Erkenntnisquellen für die Ermittlungen gab. Insbesondere fehlte es ja an Zeugen.
Schließlich erreichte sie die Polizeiwache in Wangerooge. Nele stieg vom Rad und rief dann erst mal Peter an, um ihm mitzuteilen, dass sich die ganze Angelegenheit noch ein bisschen länger hinziehen würde, als sie ursprünglich gedacht hatte. Dann ging sie ins Büro der Wache und verstaute dort die beiden Kugeln.
Eins musste man sagen, die Mordmittel waren alles andere als alltäglich. Anschließend machte sie sich auf den Weg zur Adresse von Herrn Möllenkamps Ferienhaus. Normalerweise konnte Nele so eine abendliche Radtour über die Insel sehr genießen.
Gerade in den Abendstunden, wenn sich die Dämmerung langsam anzukündigen begann, glich der Himmel über der Insel einer einzigen Abfolge romantischer Postkartenmotive. Selbst wenn man hier lebte und eigentlich daran gewöhnt war, kam man aus dem Staunen kaum heraus. In welcher Vielfalt die Natur selbst hier Gemälde von einzigartiger Schönheit schuf, war schon beeindruckend.
Nele Hibenga erreichte schließlich das Haus von Hartmut Möllenkamp. Für ein Ferienhaus war es ziemlich groß. Nele ging zur Haustür und nahm den Schlüssel zur Hand, der bei dem Toten sichergestellt worden war, neben Handy und Brieftasche.
Sie steckte ihn ins Schloss, machte auf und ging hinein. Nele hörte Geräusche, ziemlich heftige Geräusche, als würde jemand herumräumen. Auf jeden Fall war sie nicht alleine im Haus.
Neles Griff ging zur Pistole an ihrem Gürtel, ohne die Waffe allerdings zu ziehen. Dafür lagen die Voraussetzungen noch nicht vor. »Hallo, ist da jemand? Hier ist die Polizei«, sagte sie laut.
Keine Antwort. Die Geräusche wurden nicht weniger. Nele ging den Flur entlang, warf einen kurzen Blick in Bad und Küche, dann ins Wohnzimmer und schließlich kam sie zu dem Raum, aus dem die Geräusche kamen.
Sie stieß die Tür auf. Da war ein Mann, sie schätzte ihn auf Anfang dreißig, der in den Schränken herumkramte, Akten hervorholte, auf dem Tisch ausbreitete und manchmal auch aus Versehen zu Boden fallen ließ. Daher kamen die Geräusche.
Dieser Raum wirkte ohne Zweifel ziemlich chaotisch. Nicht nur an den Aktivitäten des Mitdreißigers, sondern auch daran, dass zahlreiche Kisten in diesem Arbeitszimmer standen, die das Emblem einer Umzugsfirma trugen.
Es handelte sich offenbar um Kisten, die seit dem Umzug des Arztes hierher nie ausgepackt worden waren. Der Mann fuhr mit seinen Aktivitäten unvermindert fort und schien Nele überhaupt nicht bemerkt zu haben. »Moin, Polizei«, rief sie jetzt mit durchdringender Lautstärke.
Die Hand ließ sie dabei an dem Knauf der Waffe in ihrem Gürtel. Der Mann stutzte. Er erstarrte dann wie zur Salzsäule.
»Guten Tag«, sagte er dann, womit schon mal klar war, dass er vermutlich weder von der Insel noch überhaupt aus dem Norden stammte. »Was machen Sie hier?«, entfuhr es dem Mann. Dann zog er sich ein paar Stöpsel aus den Ohren, mit denen er wohl Musik gehört hatte.
»Dasselbe wollte ich eigentlich Sie gerade fragen«, gab Nele zurück.
»Ich?«
»Ja, sehen Sie hier noch jemanden? Wohnen Sie hier?«, fragte Nele etwas irritiert.
»Ja, zurzeit. Genauer gesagt, habe ich hier ein Zimmer. Mein Vater und ich hatten lange keinen Kontakt mehr. Jetzt haben wir uns zu einem längeren Besuch getroffen.«
»Und da haben Sie sich gedacht, dass Sie schnell mal das Arbeitszimmer Ihres Vaters umräumen?«, schloss Nele mit einem etwas ironischen Unterton.
»Nein«, sagte der Mann. »Ich habe nur etwas gesucht.«
»Lassen Sie bitte alles so, wie es ist. Und kommen Sie aus diesem Raum heraus.«
»Aber ich verstehe nicht, was ist denn eigentlich Ihr Anliegen?«
»Habe ich das jetzt richtig verstanden? Sie sind der Sohn von Herrn Hartmut Möllenkamp.«
»Genauer gesagt, der Stiefsohn. Mein Name ist Sören Fischer. Ich bin der Stiefsohn aus der ersten Ehe von Herrn Möllenkamp. Aber jetzt möchte ich meinerseits doch gerne wissen, welchen Anlass die Polizei hat, hier in dieses Haus einzudringen.«
»Herr Fischer, wenn Sie sich vielleicht ausweisen könnten, dann kann ich Ihre Personalien überprüfen.«
»Ja, klar. Aber meine Frage bleibt natürlich bestehen.«
»Ihr Stiefvater wurde tot aufgefunden. Wir gehen von einem Gewaltverbrechen aus. Und meine Aufgabe ist es jetzt, in diesem Fall zu ermitteln. Deswegen bin ich hier. Die Durchsuchung der persönlichen Gegenstände und der Wohnung eines Mordopfers gehört zu den Routineaufgaben. Herr Fischer, es tut mir sehr leid, Ihnen das mitteilen zu müssen.«
Sören Fischers Gesicht blieb unbewegt, bis sich schließlich ein paar Furchen oberhalb seiner Augenbrauen bildeten. »Er ist umgebracht worden. Das kann doch nicht sein.«
»Leider ist es so. Und ich muss Sie jetzt bitten, diesen Raum zu verlassen. Es handelt sich offenbar um das Arbeitszimmer Ihres Stiefvaters, das genauer untersucht werden muss.«
»Natürlich. Sollen wir ins Wohnzimmer gehen?«
»Ja«, sagte Nele. »Tut mir leid, dass ich hier mit der Hand an der Waffe auf Sie zugekommen bin, aber ich dachte erst an einen Einbrecher.«
»Ist mir schon klar, wie das ausgesehen haben muss, Frau Hibenga.«
»Kriminalhauptkommissarin Nele Hibenga. Ich bin eine von zwei Beamtinnen der hiesigen Polizei auf Wangerooge. Wenn Sie meinen Dienstausweis sehen möchten …«
»Nee, lassen Sie ruhig stecken. Sie tragen ja Uniform und das sieht für mich echt aus. Wenn Sie meinen Ausweis sehen wollen, den habe ich in der Jacke und die liegt im Gästezimmer. Wenn Sie nichts dagegen haben, hole ich den eben. Und dann lassen Sie uns ins Wohnzimmer gehen. Dort können wir uns einen Moment hinsetzen und sehen, wie es weitergeht.«
»In Ordnung, Herr Fischer, das ist eine gute Idee.« Nele trat zur Seite und ließ ihn vorbeigehen.
»Das Wohnzimmer ist hier links«, sagte er, während er in den Flur ging. Die Situation, in der Nele Herrn Fischer hier angetroffen hatte, war schon sehr eigenartig. Und natürlich zog die erfahrene Polizistin auch in Betracht, dass sich der auf frischer Tat bei sehr merkwürdigen und auf verschiedene Weise interpretierbaren Handlungen ertappte Mann vielleicht einfach davonmachen konnte.
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Klappentext:
Ein Frauenheld wird ausgeknockt! Bei einem Abendspaziergang mit ihrem Freund findet die Polizeimeisterin Jule Hibenga in den Dünen von Wangerooge eine Leiche. Es handelt sich um den Arzt Dr. Hartmut Möllenkamp – anscheinend getötet mit seinen eigenen Boßelkugeln. Gemeinsam mit ihrer Mutter Kommissarin Nele Hibenga, beginnt Jule zu ermitteln. Näheres über das Opfer erfahren sie bei den Mitgliedern des Boßelvereins Volle Pulle, dem auch der Tote beigetreten war.
Seinen Ruhestand wollte er auf der Nordseeinsel verbringen und hatte diese bekannte norddeutsche Sportart für sich entdeckt. Allerdings sorgte der charmante zweifache Witwer für Eifersüchteleien unter den Damen, die sich Hoffnungen auf eine feste Beziehung machten – liegt hier der Grund für den Mord? Aber da gibt es auch noch den seit Kurzem auf Wangerooge anwesenden Stiefsohn von Hartmut Möllenkamp, Sören Fischer. Dieser behauptet, sein Stiefvater wäre schuld am Tod seiner Mutter, weil er ihre Krankheit nicht richtig behandeln ließ. Verbarg sich hinter der Maske eines Biedermanns etwa ein kaltblütiger Frauenmörder? Verdächtige sind also vorhanden, doch wo ist der Beweis? Dann stellt sich heraus, dass der Mörder einen winzigen Hinweis auf seine Identität übersehen hat …
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Viel Freude beim Lesen wünscht
Das Team von www.ostfrieslandkrimi.de