Sina Jorritsma’s neuester Ostfrieslandkrimi-Hit hat bereits Bestseller-Status. Zeit für eine Leseprobe für Unentschlossene!
Die letzte Fahrt seines Lebens führte Karsten Bunge in eine Sackgasse, aus der er nicht mehr lebend herauskam! Hinweise auf die Tat sind nur schwer zu finden und dann wird auch noch eine Zeugin niedergeschlagen. Was passierte auf der Borkumer Buslinie? In dieser Leseprobe gibt es einen Vorgeschmack auf den spannenden Ostfrieslandkrimi. Viel Spaß!
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»Kappel? Ja, das ist ein ›besorgter Bürger‹, der die Flöhe husten hört«, meinte Enno, »als du noch nicht auf Borkum gelebt hast und ich im Streifendienst war, hatte ich öfter mit ihm zu tun. Er macht gern aus einer Mücke einen Elefanten und kann einem gehörig auf die Nerven gehen.«
Die Kommissarin hob die Augenbrauen. Ihr Kollege war für sie der Inbegriff eines unerschütterlichen Inselfriesen, der sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen ließ. Wenn Kappel es schaffte, sogar Enno auf die Nerven zu gehen, dann musste er schon ziemlich penetrant sein.
»Ja, das kam mir auch so vor«, bestätigte Mona, »trotzdem frage ich mich, aus welchem Grund der Bus in den Geusenweg abgebogen sein soll. Die nächste Station ist das Reha-Zentrum – oder der Inselbahnhof, falls der Bus aus dem Ostland zurückkehrt. Aber egal, aus welcher Richtung er kam – ein Umweg durch den Geusenweg würde keinen Sinn ergeben. Außerdem gibt es an der Hindenburgstraße überhaupt keine Sperrung. Oder sollte es mir entgangen sein?«
»Nee, da fließt der Verkehr ganz normal – und falls es einen Unfall gegeben hätte, würden wir darüber Bescheid wissen, schließlich sind wir die Polizei«, sagte der Oberkommissar. »Wir sollten herausfinden, warum der Bus seine Route geändert hat – am besten fragen wir gleich mal nach.«
Der Oberkommissar deutete auf das Gebäude der Borkumer Kleinbahn, von der nicht nur die Zugverbindung zum Fährhafen, sondern auch die einzige Buslinie der Insel betrieben wurde. Der Inselbahnhof befand sich in unmittelbarer Nähe zur Wache. Die Ermittler überquerten die Gleise und betraten die Schalterhalle. Vor Kurzem war ein Zug vom Fährhafen aus angekommen, daher war es in der unmittelbaren Bahnhofsnähe entsprechend voll. Es wimmelte von Urlaubern und Kurgästen, die größtenteils mit gewaltigen Rollkoffern angereist waren. Nach einer Weile konnten Mona und Enno zum Schalter vordringen.
»Moin, was kann ich für euch tun?«, fragte der Angestellte, nachdem er die Zivilpolizisten erkannt hatte.
Mona kam sofort zur Sache: »Wir möchten erfahren, warum der Bus heute durch den Geusenweg fährt.« Der Mitarbeiter schaute sie an und schien sich zu fragen, ob sie ihn auf den Arm nehmen wollte. Er zögerte so lange, bis sie ungeduldig wurde: »Das ist kein Scherz, Achim. Wir wurden deshalb angerufen und müssen die Behauptung überprüfen.«
Achim schüttelte den Kopf: »Hier ist keine Änderung der Route vorgesehen, ich nehme gleich mal Kontakt mit dem Fahrer auf.«
Er drehte sich zum Mikrofon des Funkgeräts und versuchte mehrmals hintereinander, den Bus zu erreichen.
»Was ist passiert?«, wollte die Kommissarin wissen.
»Das Gerät im Bus ist eingeschaltet, aber Karsten antwortet nicht!«, stieß Achim hervor. Seiner Stimme war die Besorgnis deutlich anzuhören.
»Karsten – ist das ein neuer Fahrer?«
»Ja, Enno. Er arbeitet erst seit einer Woche hier. Bisher gab es an ihm nichts auszusetzen, ich verstehe das nicht …«
»Wir werden den Bus schon finden, zu übersehen ist er wohl kaum!«, versicherte Mona. Trotz ihres lockeren Spruchs machte sie sich Gedanken. Nicht nur das Schicksal des Fahrers war ungewiss, es ließ sich auch schlecht einschätzen, wie viele Passagiere an Bord gewesen waren. Manchmal fuhren die Busse der Borkumer Kleinbahn fast leer auf ihrer Route von einem Ende der Insel zum anderen. Bei manchen Gelegenheiten war es voll, wenn beispielsweise eine Schulklasse oder ein Kegelklub zustiegen. Die Ermittler verließen den Bahnhof.
»Die Taschendiebe werden heute noch etwas auf ihre Verhaftung warten müssen«, meinte Enno, während sie zur Polizeistation zurückeilten. »Ich habe ein übles Gefühl in der Magengegend, das kommt bei mir eher selten vor – merkwürdigerweise.«
Zur Bekräftigung seiner selbstironischen Worte klopfte der Oberkommissar auf seinen kugelrunden Bauch. Sie gingen auf den Hof der Wache. Mona öffnete die Fahrertür des nicht als Polizeifahrzeug gekennzeichneten Autos, das die beiden als Dienstwagen benutzten.
»Vielleicht gibt es eine ganz harmlose Erklärung für die geänderte Fahrtroute«, murmelte sie. Aber die Kommissarin glaubte selbst nicht so recht daran. Sie fuhr auf der Hindenburgstraße am Kriegerdenkmal vorbei ortsauswärts Richtung Ostland. Im Wagen war es warm, die Klimaanlage funktionierte nicht.
Mona ließ das Fenster herunter und genoss die salzige Seeluft, die ihr nun ins Gesicht wehte. Wenig später kamen sie an der Bushaltestelle Campingplatz vorbei. Ein kurzes Stück weiter zweigte der Geusenweg von der Hindenburgstraße ab. Die ruhige Wohnstraße wurde von Rotziegel-Friesenhäusern gesäumt. Dazwischen befanden sich sauber geschnittene Hecken, einzelne Bäume spendeten Schatten.
Ein kleines verwunschenes Idyll, dachte Mona. Der Geusenweg kreuzte die Goedecke-Michel-Straße und endete schließlich bei den Schilfdünen. Doch so weit kam die Kommissarin gar nicht. An der Kreuzung zeigte Enno Richtung Strand: »Schau mal!«
Mona drehte den Kopf. Nun erblickte auch sie das Heck des Linienbusses, der ordentlich geparkt ein Stück weit vor ihnen am rechten Bordstein der Goedecke-Michel-Straße stand. Dieser friedliche Anblick beruhigte die Kommissarin keineswegs. Der Bus hätte eigentlich Richtung Ostland unterwegs sein sollen. Stattdessen befand er sich am Ende einer Sackgasse, denn ein kleines Stück weiter stand ein Reitstall, dahinter begannen die Norddünen. Die Ermittler stiegen aus und gingen langsam auf den Bus zu.
Mona war höchst angespannt. Sie war sicher, dass es ihrem Kollegen genauso ging. Sie biss die Zähne so fest zusammen, dass ihr Kiefer zu schmerzen begann. Sie horchte auf verdächtige Geräusche – Weinen oder Schreien beispielsweise. Stattdessen hörte sie nur das Kreischen der Möwen, die am blauen Sommerhimmel über ihr flogen. Und natürlich das Wiehern der Pferde, von denen einige noch in ihren Boxen standen und andere bereits mit ihren Reitern zwischen den Dünen unterwegs waren.
Mona näherte sich dem Bus von der rechten Seite, auf der es keine Tür gab. Stattdessen konnte sie dort einen Blick auf den Fahrerplatz werfen. Und was sie dort sah, gefiel ihr überhaupt nicht. Ein Mann lag mit dem Gesicht auf dem Lenkrad. Eine Wunde konnte sie von ihrer Position aus nicht erkennen. Sie begann zu rennen, umrundete den Bus. Enno stand vor der geöffneten Vordertür.
Er deutete ins Innere. Für den Fahrer kam offensichtlich jede Hilfe zu spät. In seiner Brust steckte ein Messer, auf dem Boden hatte sich eine große Blutlache gebildet. Der Kopf war Richtung Bustür gedreht, aus gebrochenen Augen starrte das Opfer die Ermittler an.
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Klappentext:
Ein toter Busfahrer hinterm Lenkrad sorgt für Aufruhr!
Auf Borkum wird Karsten Bunge in seinem Linienbus von den Kommissaren Mona Sander und Enno Moll tot aufgefunden, seltsamerweise in einer Sackgasse! War er freiwillig von der üblichen Route abgewichen? Oder hatte der Täter ihn dazu gezwungen? Bei ihren Nachforschungen stellen die Kommissare fest, dass das Opfer an einem Unfall mit Todesfolge beteiligt war und auf der Insel ein neues Leben anfangen wollte. Offenbar war dies nicht gelungen, denn laut Tagebuch fühlte er sich bedroht, von wem genau ist nicht ersichtlich, denn die letzte Seite fehlt! Die weiteren Ermittlungen konzentrieren sich auf die Suche nach einem Paar, das zuletzt im Bus gesehen wurde. Aber dieses scheint unauffindbar. Schließlich erhält die Polizei von der Zeugin Ella Zäuner einen wichtigen Hinweis, doch noch bevor sie dem nachgehen kann, wird diese nachts vor dem Haus von Mona Sander niedergeschlagen. Hatte der Mörder einen Anschlag auf die Kommissarin vor?
Der Ostfrieslandkrimi »Friesenbus« ist bei den bekannten Anbietern erhältlich wie:
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Viel Freude beim Lesen wünscht
Das Team von www.ostfrieslandkrimi.de