Die Leseprobe zu „Friesenteppich“!

Einen kleinen Einblick in den neuen Ostfrieslandkrimi „Friesenteppich“ von Sina Jorritsma gewünscht? Dann schnell in unsere Leseprobe reinschauen!

 

Auf Borkum passieren schmutzige Geschäfte und die beiden Kommissare Mona Sander und Enno Moll werden mit reingezogen. Ein Teppich mit einer Leiche darin und ein gefährliches Spiel sorgen für einen aufregenden Ostfrieslandkrimi von Bestseller-Autorin Sina Jorritsma. In dieser Leseprobe bekommt ihr einen kleinen Eindruck vom neuen Werk der Autorin.

 

***

Dieser Satz kam von Lisanne. Was hatte die Leutnantin vor? Für eine längere Einsatzplanung war keine Zeit, denn der Segler hatte die Bugleine schon gelöst und an Bord geworfen. Sobald er auch die Heckleine losmachte, konnte er mit der Fahrt beginnen. Mona und Enno würde nichts anderes übrig bleiben, als der Kollegin zu vertrauen. Die drei Ermittler setzten sich in Bewegung, wobei Lisanne hinter den Kommissaren zurückblieb.

Die Kriminalistin konzentrierte sich jetzt ganz auf den Mann und das Boot vor ihnen. Es handelte sich um eine Segelyacht mit dem Namen Marille, die offenbar über einen Zusatzmotor am Heck verfügte. Groß- und Focksegel waren noch gerefft; da momentan Flaute herrschte, würde die Marille den Hafen nicht ohne Zusatzantrieb verlassen können. Das Boot war von mittlerer Größe. Mona schätzte, dass an Bord Platz für vier Kojen war. Dies bedeutete allerdings nicht, dass so viele Personen anwesend sein mussten. Der Segler hatte die Ermittler noch nicht bemerkt, weil er mit der Leine beschäftigt war.

Die Kommissarin kannte viele der Freizeitkapitäne vom Sehen – vor allem, seitdem sie in ihrer Freizeit ihrem Ehemann in seinem nahe gelegenen Lokal Nordsee Kajüte im Service aushalf. Diesen Skipper sah sie zum ersten Mal. Er war schätzungsweise zwischen fünfzig und sechzig Jahren alt und von drahtiger Statur. Seine Kleidung unterschied sich nicht von der vieler anderer Segler: weiße Jeans und blauen Hoodie, dazu dunkle Stoffschuhe. Nun nahm er die näher kommenden Beamten wahr und drehte sich in ihre Richtung. Sein Gesichtsausdruck spiegelte nackte Angst wider. In diesem Moment wusste die Kriminalistin, dass sie an der richtigen Adresse war. Nun galt es, zu improvisieren. Zum Glück war Enno genauso flexibel wie sie selbst.

»Moin!«, rief sie fröhlich. »Geht es auf einen kleinen Mondscheintörn?«

»Ja, genau«, erwiderte der Mann mit belegter Stimme. Er versuchte ein Lächeln – das allerdings so falsch war, als ob er sich auf eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt freuen würde.

»Das sollten wir auch mal wieder machen, Schatz«, plapperte Mona lautstark weiter, an Enno gewandt. Dann fuhr sie fort: »Unser Boot liegt da hinten am Nordsteg, es heißt Clementine. Bist du auch mit deiner Frau unterwegs?«

Die Kommissarin duzte ihn, wie es unter Seglern üblich war. Sie wusste nicht, ob eine Yacht mit diesem Namen überhaupt momentan in Borkum festgemacht hatte. Aber es kam ihr auf etwas anderes an. Während sie scheinbar einfach nur ein Schwätzchen hielt, wollte sie für ihre niederländische Kollegin Zeit schinden. Und außerdem musste Mona in Erfahrung bringen, wie viele Personen sich in Jantjes und Tess’ Gewalt befanden.

»J-ja, Ulrike ist auch an Bord«, murmelte der Segler. Sein Gesichtsausdruck wurde noch sorgenvoller. Unwillkürlich griff er nach seinem Ehering – als ob er befürchten würde, dass ihm jemand diesen vom Finger reißen könnte. Der Mann tat Mona leid, es musste ein fürchterliches Gefühl sein, einen geliebten Menschen in den Händen von skrupellosen Kriminellen zu wissen. Genau davon ging die Kommissarin nämlich aus. Enno hatte mit seinen Vermutungen wieder einmal recht behalten. Vermutlich saßen Jantje und Tess in der Kajüte und hatten die Ehefrau als Geisel genommen.

»Deine Yacht ist um einiges größer als unsere«, behauptete Mona, ohne ihre Lautstärke herunterzuschrauben. »Sind noch mehr Personen an Bord?«

Während sie sprach, legte sie den Zeigefinger an ihre Lippen und holte mit der anderen Hand ihren Dienstausweis hervor. Sie konnte nur hoffen, dass der Segler ihre Absicht nicht falsch verstand.

»Nein, nur meine Frau und ich«, gab er deutlich zurück – während er gleichzeitig zwei Finger hochhielt. Die Marille lag tief im Wasser, daher konnte man durch die kleinen Bullaugen der Kajüte nicht sehen, wer auf dem Bootssteg stand. Mona ging davon aus, dass Jantje den Wortwechsel zwischen ihr und dem Skipper aufmerksam verfolgte. Natürlich bestand die Gefahr, dass er ihre Stimme wiedererkannte, aber …

Ein Schuss hallte durch die Nacht, gefolgt von einem dumpfen Knall – als ob eine oder mehrere Personen zu Boden gingen.

»Sie bleiben hier!«, rief die Kommissarin, bevor sie ihre Pistole zog und auf das schwankende Deck der Yacht sprang. Für sie stand fest, dass Lisanne dringend Unterstützung benötigte. Nun begriff Mona, was die Leutnantin getan haben musste: Die Niederländerin war an Bord des hinter der Marille liegenden Bootes gegangen, um von dort aus auf den Bug der Segelyacht zu springen. Die Kajüte verfügte über mehrere Zugänge, unter anderem durch ein Oberlicht. Auf diesem Weg musste die Militärpolizistin eingedrungen sein – um es jetzt allein mit zwei gefährlichen Verbrechern aufzunehmen.

Mona öffnete die zur Kabine führende Luke, wobei Enno ihr mit seiner Dienstwaffe Deckung gab. Er war ebenfalls auf das Boot gekommen. Die Kommissarin drang in die Kajüte ein. Dort lag eine Frau mit kurzen Haaren flach auf dem Boden und warf den Borkumer Polizisten einen hasserfüllten Blick zu. Es handelte sich um Tess Bakker, sie war anhand der erkennungsdienstlichen Fotos eindeutig wiederzuerkennen. Lisanne sorgte dafür, dass die Kriminelle nicht aufstand, indem sie auf dem Rücken der Kriminellen kniete.

Die Leutnantin hielt eine Pistole in der Hand, die sie vermutlich Tess entrissen hatte. Damit zielte sie auf Jantje, der auf der gegenüberliegenden Seite der Kajüte stand und die Hände hob. Er schien nicht bewaffnet zu sein. Und wo war Ulrike? Die Ermittlerin entdeckte die Ehefrau erst auf den zweiten Blick. Die Geisel hatte sich unter dem massiven Tisch versteckt, der fest ins Deck geschraubt war – wie es auf Schiffen üblich ist. Mona registrierte den Ausdruck des Abscheus auf dem schweißnassen Gesicht ihrer Kollegin. Höchstwahrscheinlich war es der Dealer gewesen, der Henk beinahe getötet hätte. Wenn Lisanne jetzt schoss, gab es nichts, was die Kommissarin dagegen tun konnte. Aber zum Glück siegte die Disziplin über das Bedürfnis, ihren Kollegen zu rächen.

»Legst du dem Dreckskerl Handschellen an, Mona? Dann hast du heute Nacht wenigstens einmal etwas Nützliches getan!«

Die Kriminalistin beschloss, diese Bemerkung mit Humor zu nehmen: »Nichts lieber als das.

Nachdem Enno den Dealer nach Waffen durchsucht hatte, nahm die Kommissarin ihn fest: »Wir verhaften Sie wegen Brandstiftung, Freiheitsberaubung sowie des Besitzes von Betäubungsmitteln. Außerdem stehen Sie unter dem dringenden Verdacht des versuchten Mordes an einem Polizeibeamten!«

Jantje legte auch in diesem Moment seine aalglatte Art nicht ab: »Du hast ein ganz falsches Bild von mir, Mona. Dieses Missverständnis lässt sich schnell aufklären.«

»Mag sein – aber heute Nacht dürfen du und deine Komplizin erst einmal auf Staatskosten logieren«, gab die Kommissarin grollend zurück. Der Beutel mit den Drogenkapseln lag gut sichtbar auf dem Tisch in der Kabine. Jantje würde nicht mehr leugnen können, dass die Ware ihm gehörte. Enno forderte per Funk Verstärkung an, damit die beiden Verdächtigen getrennt voneinander zur Wache gebracht wurden. Sie sollten keine Gelegenheit bekommen, ihre Aussagen aufeinander abzustimmen. Nachdem Mona Tess abgetastet hatte, schaffte Polizeimeisterin Aiske Berend sie zur Wache. Polizeimeister Hauke Knudsen kümmerte sich um Jantje. Während der Segler seine Ehefrau in die Arme schloss und sie beruhigte, erzählte Lisanne den Kommissaren von ihrem erfolgreichen Zugriff: »Ich war ja unbewaffnet und allein, also blieb mir nur das Überraschungsmoment.

Mit der Annahme, dass Jantje und Tess sich durch Gewaltandrohung ihre ›Mitfahrgelegenheit‹ erpressen, lagst du richtig, Enno. Während ihr mit dem Skipper palavert habt, sprang ich so leise wie möglich an Bord. Damit hat das verbrecherische Pärchen natürlich nicht gerechnet. Ich schlich in die Kabine und sah, dass die Geisel auf der Sitzbank hockte – Tess direkt neben ihr. Und die Kriminelle hatte eine Pistole, bei Jantje konnte ich keine Waffe entdecken. Also setzte ich alles auf eine Karte, stürzte mich auf Tess und entriss ihr die Bleispritze. Dabei löste sich ein Schuss, der aber nur in die Holzpaneele ging. Die Gefangene war geistesgegenwärtig genug, sich während des Kampfes unter dem Tisch zu verstecken.«

Mona klopfte Lisanne auf die Schulter: »Gut gemacht, Kollegin! Und diesmal wird Jantje nicht mehr aus der Nummer herauskommen. Die Beweislast ist erdrückend.«

Trotz dieser anerkennenden Worte blieb die Miene der Leutnantin umwölkt.

»Ja, wahrscheinlich sollte ich mich darüber freuen«, gab sie zurück. »Das kann ich aber nicht, solange Henk nicht über den Berg ist.«

»Dafür haben wir natürlich größtes Verständnis«, betonte der Oberkommissar, »und wir fahren dich gern ins Krankenhaus, sobald wir mit den Seglern gesprochen haben.«

Das Ehepaar hatte inzwischen den ersten Schock überwunden. Die beiden stellten sich als Thomas und Ulrike Kronberg vor. Nachdem die Kommissare ebenfalls ihre sowie Lisannes Namen genannt hatten, berichtete der Bootseigner: »Wir saßen vorhin hier in der Kabine und wollten uns gerade in die Koje legen, weil wir den ganzen Tag lang auf See gewesen waren. Und Meeresluft macht bekanntlich müde. Da hörten wir die Stimme einer jungen Frau auf dem Steg, die verzweifelt nach einer ›Kitti‹ rief. Ich fragte sie, was los sei. ›Ich vermisse meine Katze‹, erwiderte sie. ›Darf ich kurz an Bord kommen und nach ihr suchen?‹ Natürlich stimmte ich zu, wir sind ja keine Unmenschen.

Außerdem wissen wir, dass etliche Yachten eine Bordmieze oder einen Bordhund haben. Außerdem sah die Frau harmlos aus. Aber sobald sie das Achterdeck betreten hatte, drückte sie mir ihren Pistolenlauf gegen den Bauch. ›Keinen Mucks, dann passiert dir nichts!‹, flüsterte sie mir zu. ›Wer ist noch auf dem Schiff?‹ Ich zögerte kurz, denn ich wollte Ulrike nicht in Gefahr bringen. Aber bevor ich mir eine Lüge ausdenken konnte, kam meine Frau bereits aus der Kajüte.«

An dieser Stelle fuhr Ulrike Kronberg fort: »Als ich sah, dass mein Mann mit einer Waffe bedroht wurde, zuckte ich zusammen. Das entging dieser Verbrecherin natürlich nicht. Sie sagte: ›Wenn du schreist, jage ich deinem Alten eine Kugel in den Wanst!‹ Natürlich, gab ich keinen Laut von mir, dafür war ich viel zu erschrocken.

Das junge Ding stieß einen schrillen Pfiff aus. Daraufhin tauchte ein Kerl auf, der sich in der Nähe versteckt haben musste. Die beiden drängten uns in die Kajüte. Sie fragten, ob der Treibstoff bis zur niederländischen Küste reichen würde. Da die Tanks fast voll sind, musste ich bejahen. Es hätte ja sein können, dass sie es nachprüfen würden. Der Mann sagte: ›Du bringst uns von Borkum weg. Sobald wir das Festland betreten, lassen wir deine Frau und dich frei.‹«

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Klappentext:

 


»Die nackten Füße einer Frau ragten aus einer auf dem Boden liegenden Teppichrolle.« Die Kommissare Mona Sander und Enno Moll helfen ihren niederländischen Kollegen bei einer Observierung, denn der Kriminelle Jantje Halsema wird auf Borkum erwartet. Doch das Ganze läuft aus dem Ruder und Mona muss eingreifen. Am Treffpunkt findet sie Jantje total perplex vor, zu seinen Füßen liegt die Leiche seiner „Geschäftspartnerin“ Emilia Hafer. Groteskerweise wurde sie gerade in den wertvollen Teppich eingewickelt, der als Bezahlung für die Ware dienen sollte. Für die Borkumer Kommissare stellen sich viele Fragen: Wer war der Mann, mit dem die Tote in einem Ferienhaus wohnte? Gehörten beide zu dem Trio, das vor einiger Zeit wertvolle Teppiche gestohlen hatte? Und warum hat Emilia versucht, ihren Auftraggeber, den geheimnisvollen Simmek, zu betrügen? Als die Ermittler das Motiv für diese Taten herausfinden, gelingt es ihnen, dem Mörder auf die Spur zu kommen …

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Viel Freude beim Lesen wünscht

Das Team von www.ostfrieslandkrimi.de