Der neue Borkumer Ostfrieslandkrimi von Dörte Jensen ist da und wir haben eine kleine Leseprobe dazu vorbereitet!
„Borkumer Schatzsuche“ ist der neue Ostfrieslandkrimi von Dörte Jensen aus der „Borkumer Polizei ermittelt“ Reihe und wir haben eine kleine Leseprobe auf unserem Blog bereitgestellt. In der Leseprobe geht es um das Mordopfer Hans Falkenberg, der gerade die vergrabene Kiste gefunden hat und diese nun öffnen möchte. Viel Spaß!
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Hans Falkenberg saß auf einem hölzernen Stuhl in seiner Ferienwohnung und starrte auf die sandverkrustete Kiste, die vor ihm auf dem Küchentisch stand. Diese war aus dunklem Holz mit rostigen Metallbeschlägen und strahlte eine geheimnisvolle Aura aus. Er hatte sie noch nicht genauer betrachtet, da er sich bisher für das gerollte Pergament darin interessiert hatte. Inzwischen hatte Falkenberg den Text so oft gelesen, dass er ihn auswendig kannte.
Als er im Radio von der Challenge gehört hatte, war der kleine Junge in ihm erwacht, der unbedingt verborgene Schätze ausgraben und alte Geheimnisse lüften wollte. Die Vergangenheit hatte Falkenberg seit seiner Kindheit derart fasziniert, dass er einige Jahre lang sogar ein Archäologiestudium in Erwägung gezogen hatte.
Als er Eva kennenlernte und seine Angebetete von einem Luxusleben träumte, das er ihr mit ausgegrabenen Scherben oder verbeulten Kelchen nicht bieten konnte, war er in das Maklergeschäft seines Vaters eingestiegen. Nach Akkers Radiosendung hatte er wieder jenes aufregende Kribbeln im ganzen Körper gespürt, als hätte jemand sein Blut mit Kohlensäure angereichert.
Zu Evas Verwunderung hatte er alle Termine abgesagt, sich eine Ferienwohnung gemietet und war nach Borkum gefahren. Als er den Spaten zum ersten Mal in den Sand rammte, war er voller Vitalität gewesen und hatte sogar seinen Bandscheibenvorfall vergessen. Evas Meinung nach hatte er eine ausgewachsene Midlife-Crisis, aber was machte das schon, wenn es sich so unglaublich gut anfühlte?
Wie er schienen viele Abenteurer ihre inneren Kinder wiederentdeckt zu haben und zogen, teilweise mit modernen Messinstrumenten ausgestattet, über die Insel. Obwohl es sich bei den 50.000 Euro um einen ordentlichen Finderlohn handelte, hatte sich Falkenberg nicht wegen des Geldes an der Suche beteiligt. Finanzielle Sorgen hatte er glücklicherweise nicht mehr. Sein Maklerbüro, mit dem er sich inzwischen auf Luxusimmobilien an der Nordseeküste spezialisiert hatte, erhielt mehr Anfragen, als er vermakeln konnte. Das Leben hatte es gut mit ihm gemeint. Auch jetzt stand er auf der Gewinnerseite.
Obwohl Falkenberg kein Insulaner war, vermutete er, dass die Geschichte Borkums neu geschrieben werden musste. Das Schriftstück würde die Gegenwart verändern, daran bestand kein Zweifel. Fraglich war nur, wie der Inhaber des Hotels Sandpalast auf dieses Dokument reagieren würde.
Seit dem Fund waren viele Stunden vergangen, in denen Falkenberg seine Ferienwohnung nicht verlassen hatte. Einem ersten Impuls folgend, hatte er die Schatzkiste sofort an Anja Akker übergeben wollen, aber dann war er unsicher geworden.
Sollte er das Dokument nicht besser zur Polizei bringen? Oder bei einem Notar hinterlegen? Oder in einem Bankschließfach verwahren? Oder sogar vernichten? Einen Moment lang hatte Falkenberg daran gedacht, die Kiste samt Inhalt an Peter Sandström zu verkaufen. Der Hotelier hätte dafür sicherlich ein Vermögen bezahlt. Aber diese Idee hatte er nicht weiterverfolgt, schließlich war er kein Erpresser. Zudem würden die Borkumer die Wahrheit dann niemals erfahren.
Graben. Ausbuddeln. Finderlohn kassieren.
Das war der Plan gewesen. Verdammt, warum mussten die Dinge immer so kompliziert sein? Falkenberg griff nach der neben der Truhe stehenden Bierflasche und gönnte sich einen großen Schluck. Normalerweise trank er tagsüber keinen Alkohol, aber heute wollte er es so richtig krachen lassen. Die fünf Bier, die er im Laufe des Tages geleert hatte, machten ihn müde und bevor er eine Entscheidung fällte, würde er sich kurz hinlegen. Falkenberg wollte die Flasche gerade auf den Tisch stellen, als er ein Knacken an der Wohnungstür hörte. Er hielt mitten in der Bewegung inne.
Versuchte jemand, in diese Wohnung zu gelangen?
Falkenberg überlegte fieberhaft, wem er alles von der Ferienwohnung erzählt hatte. Familie und Freunde wussten, dass er für ein paar Tage nach Borkum reisen würde, aber nur Eva kannte die Adresse seiner Unterkunft.
Ein zweites Knacken war zu vernehmen, diesmal lauter.
Sein Herz legte einen Sprint ein, die Hand, die die Flasche hielt, begann zu zittern. Sein Puls raste, und kalter Schweiß lief seinen Nacken hinab. Ein drittes Knacken ertönte und jetzt war Falkenberg sicher, dass jemand bei ihm einbrechen wollte. Ohne die Tür aus den Augen zu lassen, kramte er mit der freien Hand sein Smartphone aus der Hosentasche, um die Polizei zu benachrichtigen – aber das Gerät verkantete sich an der Hosennaht und rutschte unter den Tisch. »Scheiße.« Seine Stimme klang ohrenbetäubend laut.
Ein weiteres Knacken war zu hören. Die Tür flog auf und eine dunkle Gestalt, die er nur wie einen Schatten wahrnahm, stürmte in die Wohnung. Dabei bewegte sich der Eindringling mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze. Das Gesicht war hinter einer schwarzen Sturmmaske verborgen, der Körper in dunkle Kleidung gehüllt.
Falkenberg sprang auf und schwang die Flasche wie einen Baseballschläger. Dabei lief das restliche Bier aus und bildete eine Pfütze auf dem Boden. Fieberhaft schaute sich Falkenberg nach einem Fluchtweg um, sein Blick sprang hektisch durch den Raum. Die Gestalt kam unbeirrt näher.
Krampfhaft versuchte Falkenberg Ordnung in seine rasenden Gedanken zu bringen, aber es gelang ihm nicht. In seinem Kopf herrschte das totale Chaos. Obwohl er sicher war, dass der Einbruch etwas mit der Schatztruhe zu tun hatte, fragte er: »Was machen Sie hier?« Seine Stimme klang piepsig, wie die eines verängstigten Kindes.
Statt einer Antwort drückte der Eindringling die Wohnungstür hinter sich zu. Falkenberg, der sich wie eine Maus in der Falle fühlte, begann aus Leibeskräften zu schreien. Der Mann rannte auf ihn zu und stieß ihn brutal gegen die Tischkante. Ein stechender Schmerz durchzuckte Falkenbergs unteren Rücken und der Schrei brach abrupt ab.
Der Makler schnappte nach Luft und holte mit der Bierflasche aus, aber sein Widersacher wich geschickt aus und schlug ihm die behelfsmäßige Waffe aus der Hand. Klirrend fiel sie zu Boden und rollte Richtung Kühlschrank, als wollte sie sich schnellstmöglich in Sicherheit bringen.
Der Einbrecher fixierte das Fundstück auf dem Tisch und ließ Falkenberg einen Moment lang aus den Augen. Dieser nutzte die Unaufmerksamkeit und stieß seinen Gegner so fest vor die Brust, dass er rückwärts taumelte. Falkenberg machte einen Ausfallschritt und sprintete an dem Mann vorbei zur rettenden Tür. Zumindest hatte er das vor, aber nach nur einem Schritt legten sich behandschuhte Finger wie ein Stahlreif um seinen rechten Unterarm und zogen ihm mit einem Ruck zurück.
Falkenberg wurde nach hinten geschleudert und verlor sein Gleichgewicht. Er ruderte mit den Armen und für einige Augenblicke schien er der Schwerkraft tatsächlich trotzen zu können, aber dann schlug er der Länge nach hin. Dabei knallte sein Kopf gegen die Tischkante. Falkenberg gab einen erstickten Laut von sich. Sekundenbruchteile später wurde es still. Und dunkel.
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Klappentext zum Ostfrieslandkrimi
Eine Borkumer Schatzsuche sorgt für Unruhe auf der Nordseeinsel! Der Aufruf der Journalistin Anja Akker versetzt Einheimische und Touristen in Goldgräberstimmung: Eine vergrabene Seemannskiste auf Borkum soll ein brisantes Dokument enthalten – es geht um den wahren Eigentümer eines Borkumer Luxushotels! Als der Makler Hans Falkenberg die Kiste tatsächlich findet, endet seine Suche tödlich, und vom Schriftstück fehlt jede Spur. Wollte jemand verhindern, dass sein Inhalt veröffentlicht wird? Kommissar Ragnar Hansen und sein Kollege Jan Jepsen von der Borkumer Polizei stoßen bei ihren Ermittlungen aber noch auf eine ganz andere Fährte: War es Mord aus Gewinnsucht? Alles deutet auf Falkenbergs Ehefrau: erdrückende Indizien, ein starkes Motiv und eine günstige Gelegenheit. Der Fall scheint zunächst gelöst. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und Jans Freundin, die Buchhändlerin Heike Gessner, bringt sich mit heimlichen Ermittlungen in große Gefahr …
Der Ostfrieslandkrimi „Borkumer Schatzsuche“ ist als E-Book und Taschenbuch bei den bekannten Anbietern erhältlich wie:
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Viel Freude beim Lesen wünscht
Das Team von www.ostfrieslandkrimi.de