Aufregende Leseprobe zu „Inselsommer auf Spiekeroog“!

Die spannende Leseprobe zu Marlene Menzel’s neuem Ostfrieslandkrimi Sommer-Hit „Inselsommer auf Spiekeroog“ 

 

Sommer-Stimmung auf Spiekeroog mit dem neuen Ostfrieslandkrimi von Marlene Menzel. Dazu haben wir eine kleine Leseprobe vorbereitet, um euch einen Einblick in die Geschichte zu geben. Viel Spaß beim Lesen!

 

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Cecilia drehte sich zum vierten Mal in zwei Minuten um. Ihr helles Kleid wehte dabei um ihre schlanken, trainierten Beine und raschelte leise. Sie hatte schon seit ihrem Aufbruch an der Pension das Gefühl, dass sie verfolgt wurde.

Jetzt wirst du paranoid! Sie lachte leise über sich selbst und folgte ihrem Weg weiter über den Oststrand von Spiekeroog bis zur Ostplate.

Hier draußen hatte sie einen weiten Blick und würde einen Verfolger schnell sehen. Wovor hatte sie also Angst? Dass Arthur wie aus dem Nichts vor ihr auftauchte und sie mit allen Mitteln zur Heimreise bewegte? Er konnte sehr einnehmend und überzeugend sein, wenn er wollte.

Doch sie würde nicht zurückgehen. Nie wieder! Das hatte sie sich geschworen, kaum dass sie die Tür hinter sich zugezogen hatte, den Koffer in der Hand. Ab jetzt startete ein neues, besseres Leben.

Glückskind hatte man sie einst genannt. Davon war nicht mehr viel übrig. Wenn Cecilia zurückblickte, sah sie nichts als Trümmer und Scherben. Aus dem Glückskind von damals war in wenigen Jahren eine Pechmarie geworden.

Sie seufzte tief und ging weiter, bis sie keine Menschenseele mehr sah.

Cecilia wagte es nach einem langen Rundumblick, ihre Augen zu schließen und kräftig durchzuatmen. Die Luft roch nach Hitze, Salz und Fisch. Eine ungewohnte und doch so wundervolle Mischung, wenn man – wie sie – direkt am Meer stand und das endlos erscheinende Wasser sah, sobald man die Augen öffnete.

Cecilias nackte Zehen gruben sich tief in den heißen Sand. Ihre Schuhe trug sie an zwei Fingern und schwenkte sie verspielt. Beinahe verbrannte sie ihre empfindliche Haut, aber sie spürte auf diese Weise das echte Leben und liebte alles daran, weil es sie an ihre Kindheit hier draußen erinnerte, die sie mit ihren Eltern und ihrer großen Schwester Martha immer auf dem grünen Eiland verbracht hatte. ›Sterneninsel‹ nannte man Spiekeroog. Auf einen wolkenlosen Nachthimmel konnte sie sich nachher noch freuen, wie ihr der Wetterdienst verraten hatte.

Als sie am Schiffswrack Verona ankam, hielt sie inne und ließ sich erneut den frischen Meereswind um die Nase wehen. Cecilia nutzte jede Chance, dass ihre langen hellen Haare zerzaust wurden. Es war einfach angenehm, die kühle Brise auf ihren Wangen und der aufgeheizten Kopfhaut zu spüren.

Heute waren ausnahmsweise nur wenige Touristen unterwegs, sie hatte also ihre Ruhe hier draußen, um ganz für sich allein über Vergangenheit und Zukunft nachzudenken. Wahrscheinlich war den anderen das Wetter einfach zu gut.

Die Sonne brannte höllisch auf Cecilias Haut. Sie hatte vergessen, sich einzucremen, und auch keinen Hut mitgenommen. Ihre Mundhöhle war staubtrocken von den sommerlichen Temperaturen.

Sie überlegte, hier und jetzt ins Wasser zu springen, war sich aber nicht sicher, ob sie es an dieser Stelle auch durfte. Spiekeroog hatte, genau wie die anderen ostfriesischen Inseln, strenge Regeln für Badegäste, Hundebesitzer und Wanderer. Der Nationalpark war wie ein Heiligtum, das man schützen und bewahren musste. Touristen wurden dazu angehalten, ihn zu verlassen, als wären sie nie dort gewesen.

Cecilia erschrak, weil sie beinahe im Stehen eingeschlafen wäre. Sie hatte sich auf einmal so entspannt, dass sie Zeit und Raum völlig vergaß. Hektisch blickte sie sich um und musste sich zunächst an die grelle Sonne gewöhnen, die vom Sandstrand reflektiert und verstärkt wurde. Vor ihren Augen tanzten schwarze Punkte.

Cecilia blinzelte, weil ihr der Wind Sand ins Auge wehte. Höchste Zeit, weiterzugehen. Sie sollte nicht so lang an einem Ort verweilen, wenn sie nicht gefunden werden wollte.

Ein wenig lächelte sie wieder. Es war ein trauriges Lächeln. Sie benahm sich wie ein untergetauchter Verbrecher, dabei war doch ihr wehgetan worden. Wieso war sie eigentlich davongelaufen, statt die Konfrontation zu suchen? Weshalb musste sie gehen und die Wohnung hinter sich lassen, obwohl Arthur derjenige war, der besser um Verzeihung bitten sollte?

Cecilia wusste es selbst: Sie hatte als Kind nie erlebt, wie es war, um etwas kämpfen oder Niederlagen einzustecken. Sie mochte Streit und Auseinandersetzungen nicht. Ihre Eltern hatten sie viel zu lang verhätschelt. Seitdem rannte sie lieber davon, wenn es schwierig wurde, weil sie an eine Situation wie mit Arthur nicht gewöhnt war.

Ich muss etwas ändern, sonst wird es niemals besser, dachte sie auf dem Weg bis zum östlichsten Punkt der Insel, den man dank der Ebbe zurzeit betreten konnte.

Ein Pärchen ging gerade davon, dann war Cecilia auch hier allein.

Sie ließ den Wind mit ihrem Haar spielen. Die Strähnen kitzelten auf ihren Wangen, und zum ersten Mal stellte sich ein Gefühl von Freiheit ein, seit sie hier war. Cecilia war sogar glücklich.

Sie würde die Zeit auf Spiekeroog nutzen, um sich selbst wiederzufinden und neu anzufangen. Vielleicht würde Martha ihr dabei helfen, wenn sie sie darum bat. Ihre Schwester war immer für sie da gewesen und ein wichtiger Teil ihres Lebens.

Sie hatte Cecilia vor Arthur gewarnt, doch natürlich hallten ihre Worte erst jetzt in ihren Ohren wider.

Cecilia dachte daran, was sie durch die Trennung verlieren, aber auch an das, was sie gewinnen würde. Der zweite Punkt überwog bei Weitem! Endlich musste sie sich nicht mehr mit seinen Marotten und Affären auseinandersetzen, seine schrecklich spießigen Eltern ertragen, die über Cecilias Leben bestimmen wollten, als wäre sie ihre Leibeigene, nur weil sie ihrem Sohn das Ja-Wort gegeben hatte, oder seine zänkische Schwester Stiene treffen, die vor ein paar Jahren einen echten Adeligen geheiratet hatte und sich seitdem für etwas Besseres hielt. Blöd nur, dass besagter Graf hoch verschuldet gewesen war und ihr das nicht gesagt hatte. Seit Stiene die Wahrheit kannte, drehte sie noch mehr durch und versuchte mit allen Mitteln, von ihrer eigenen jämmerlichen Situation abzulenken.

Ja, es hingen so einige Menschen an Arthur, die Cecilia definitiv nicht vermissen würde.

Solange sie ihre beste Freundin Lea und ihre Schwester Martha hatte, war alles gut. Auf die beiden war Verlass, und sie würden Cecilia durch die schwierige Zeit der Trennung helfen.

Bis auf Lea wusste niemand, wo sie war, und das durfte gern so bleiben. Cecilia brauchte Ruhe und Abstand zu ihrem bisherigen Leben.

Am Horizont türmten sich mittlerweile Wolken auf. Ein kräftiges Sommergewitter kündigte sich an, was auf den Inseln nichts Ungewöhnliches war. Sie sollte langsam umkehren. Gerade noch schien die Sonne mit all ihrer Kraft, schon könnte es stürmen und sogar hageln. Die Wetterumschwünge an der See waren heftig, aber zumindest auszuhalten.

Erneut blitzten Bilder ihrer Kindheit vor Cecilias innerem Auge auf. Sie war durch den Sand getobt und hatte aus vollem Herzen gelacht. Manchmal hatte sie Wasser nach Martha geschnipst, die aufgekreischt hatte, weil sie ein neues Kleid trug und nicht nass werden wollte. Sie hatten eine wunderbare, erfüllte Kindheit erlebt.

Wo ist die Zeit nur geblieben?, fragte sie sich verträumt und war schon wieder abgelenkt.

Als Cecilia aufsah, stand in gut zwanzig Metern Entfernung ein Mann. Er trug ein weißes Shirt, das sich von seiner gebräunten Haut abhob, und eine kurze dunkle Hose. Stramme Waden ragten daraus hervor, die sie unter anderen Umständen attraktiv gefunden hätte. Sein dunkelblondes Haar war ebenso zerzaust wie ihres, was bedeutete, dass er schon eine Weile am Strand stand und aufs Meer hinaus blickte.

In diesem Moment wandte er sich ihr zu und erschreckte Cecilia. Er lächelte nett, aber sie bekam es dennoch mit der Angst zu tun. Hatte Arthur diesen Mann geschickt, um sie zu kontrollieren?

Sie erwiderte das Lächeln zaghaft und war sich nicht einmal sicher, ob er ihre Mimik richtig sah. Vielleicht hätte sie lieber winken sollen, doch das wäre einer Aufforderung gleichgekommen. Sie wollte weder mit ihm sprechen noch länger in seiner Nähe sein.

Cecilia machte auf dem Absatz kehrt. Sie hatte das Gefühl, dass er sie anstarrte. Folgte er ihr über den Strand?

Als sie zurückschaute, war der Mann verschwunden. Sie atmete auf. Das war knapp!

Cecilia konnte sich momentan Besseres vorstellen als eine neue Männerbekanntschaft. Sie war keine hässliche Frau – im Gegenteil, aber nun lebte sie in Trennung und musste zuerst die Hürde namens Scheidung hinter sich bringen.

Sie beschleunigte ihre Schritte, als der Wind auffrischte. Plötzlich war ihr kalt. Cecilia fragte sich, ob ihre Flucht nach Spiekeroog der richtige Schritt gewesen war. Wieso war sie nicht lieber zu Hause geblieben und hatte das Gespräch mit ihrem Mann gesucht? Vielleicht hätten sich die Wogen dann doch noch geglättet.

Nein, niemals!, dachte sie eisern und ballte eine Hand zur Faust. Arthur hat es nicht verdient, dass du dich erneut auf ihn und seine Spielchen einlässt. Er hatte seine Chance.

Cecilia lief noch schneller. Inzwischen verließ sie den Strand und ging zwischen Dünen entlang. Hier wuchsen Bäume und Sträucher. Das perfekte Versteck – für einen Verfolger?

Wieder hatte sie das Gefühl, dass jemand hinter ihr war, aber jedes Mal, wenn sie sich umdrehte, war niemand zu sehen. Sie lauschte auf den Wind, die Vögel und weit entfernte Stimmen.

Du spinnst! Cecilia schüttelte lachend mit dem Kopf.

Sie drehte sich wieder nach vorn und zuckte zusammen. Fast wäre sie gegen eine Person direkt vor sich gelaufen und schrak mit der Hand auf dem Herzen zurück. Ihre Atmung setzte kurz aus, ihr Herzschlag wahrscheinlich auch.

»Was machst du denn hier?« Cecilia riss die Augen weit auf und starrte ihr Gegenüber überrascht an.

Sie hätte stattdessen davonlaufen sollen, aber das wusste sie erst, als es längst zu spät war.

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Klappentext

 

»Sie hätte davonlaufen sollen, aber das wusste sie erst, als es längst zu spät war.« Cecilia Goudell hat sich vor ihrem Ehemann Arthur nach Spiekeroog geflüchtet, doch anstatt den heißen Inselsommer am Strand zu genießen, wird sie kurz darauf in den Dünen aufgefunden – mausetot und halb vergraben. Die Kommissare Anke Petersen und Reik Büttner stehen vor einer schwierigen Aufgabe, denn an Verdächtigen mangelt es nicht. In den Fokus gerät sofort Arthur Goudell, der am selben Tag wie seine Ehefrau auf der Insel eintraf. Wollte er verhindern, dass sie sich von ihm trennt? Seine entsetzte Reaktion auf die Todesnachricht wirkt jedoch glaubwürdig. Dann gibt es noch die restliche Familie Goudell, die Cecilia nie akzeptiert hat. Wurde vielleicht ein Mörder von ihnen beauftragt? Auch die beste Freundin der Toten hatte pikante Geheimnisse, die nicht ans Licht kommen durften. Motive sind reichlich vorhanden, stichfeste Beweise fehlen aber. Als die Kommissare herausfinden, dass ein mysteriöser Stalker aus dem Internet sich ebenfalls auf der Nordseeinsel befindet, bekommt der Fall eine ganz neue Richtung …

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Eine Übersicht über die Reihenfolge der Bücher finden Sie hier.

Viel Freude beim Lesen wünscht

Das Team von www.ostfrieslandkrimi.de