»Aber dann ist der Fall doch klar« – Die Leseprobe zum Ostfrieslandkrimi!

Die Tatort-Untersuchung der INSEL Wache als spannende Leseprobe vom neuen Julia Brunjes Ostfrieslandkrimi!

 

Die Kochbuchautorin Becky Brahms wird tot in ihrem Hotelzimmer aufgefunden. Könnte das leckere Zitronentörtchen dafür verantwortlich gewesen sein? Die Inselwache findet schnell heraus, die Autorin hatte sich viele Feinde gemacht. In dieser mitreißenden Leseprobe untersuchen die Ermittler den Tatort nach Hinweisen. Wir wünschen eine gute Unterhaltung!

 

***

»Sieht für mich so aus, als wäre der Tod ziemlich plötzlich eingetreten«, meinte Straten. »Sie saß offensichtlich hier und hat gearbeitet. Nebenbei wollte sie etwas naschen, doch dazu kam es nicht mehr, weil sie das Bewusstsein verlor. Vielleicht ein Schlaganfall oder so etwas?«

»Ja, das könnte man vermuten«, sagte auch Doktor Behrens. »Und doch stimmt da was nicht. Ich meine, sehen Sie sich mal diese Pupillen an. Die sind stark verengt. Wenn Sie mich fragen, könnte da ein Gift im Spiel gewesen sein. Welches, weiß ich im Moment nicht, das ist ein sehr weites Feld. Und jetzt beachten Sie bitte diese Schatulle, beziehungsweise ihren Inhalt.« Sie wies auf das lackschwarze Kästchen, das ganz harmlos auf dem Tisch stand und auf den ersten Blick völlig unverdächtig wirkte.

Straten nahm seinen Kugelschreiber, um keine Spuren zu hinterlassen oder zu verwischen, und ließ den Deckel ganz sacht zurückklappen. Zwei Scharniere knarrten und zum Vorschein kam keineswegs der Schmuck der Toten, sondern eine beeindruckende Sammlung an Pillendosen, Tablettenschachteln und Ampullen.

»Im Kühlschrank der Minibar befindet sich noch mehr von dem Zeug«, meinte Doktor Behrens. »Diese Frau war eine wandelnde Apotheke, es ist unfassbar, was sie alles in sich hineingestopft hat, und nicht alles davon ist harmlos. In der braunen Flasche befinden sich Herztropfen, in der durchsichtigen Augentropfen, und die Tabletten daneben sorgen für einen ungestörten Schlaf. Also mit dem Cocktail kann man sich schon selbst ins Jenseits befördern, wenn man es denn will.«

»Haben Sie die Behälter etwa alle angefasst, um die Etiketten zu lesen?«, fragte Straten misstrauisch.

»Schon, aber selbstverständlich nur mit Handschuhen, und nur dort, wo es nötig war«, beteuerte Doktor Behrens. »Ich bin ja nicht von gestern.«

»Aber dann ist der Fall doch klar«, meinte Annika. »Sie wird sich in der Dosierung vertan haben. Ein klassischer Unfall.«

»Ach ja?« Die Ärztin sah sie mit schiefgelegtem Kopf an. »Sie glauben, dass jemand, der täglich seine Portion Drogen nimmt, einen Fehler begeht und ihn nicht bemerkt? Nicht einmal, als sich der Zustand verschlechtert, klingeln die Alarmglocken? Es wird nicht nach Hilfe gerufen?«

»Dann hat sie es eben mit Absicht getan«, meinte Straten und öffnete den kleinen Kühlschrank neben dem Fernseher. Tatsächlich befanden sich darin weitere Medikamentenschachteln und eine halb leere Flasche Gin. »So etwas kommt vor.«

»Schon, aber dann setzt man sich üblicherweise nicht an den Schreibtisch, um zu arbeiten, und fällt auch nicht in ein Sahnetörtchen. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill? So stirbt niemand absichtlich. Unabsichtlich aber auch nicht. Diese Szenerie ist nicht stimmig.« Lisa Behrens machte eine allumfassende Geste. »Gut, vielleicht irre ich mich ja, und das, was wir hier vor uns sehen, war doch nur ein Unfall. Aber ich an Ihrer Stelle würde die Überprüfung des Törtchens veranlassen. Wenn wir die Proben so schnell wie möglich ins Kriminaltechnische Labor nach Oldenburg schicken, haben wir bald Antwort. Und der Bestatter steht auch schon bereit, um die Leiche zur Obduktion aufs Festland zu bringen.«

Sie deutete auf Mathis Feldkamp, der leise wie ein Gespenst im Türrahmen erschienen war und Annika stumm zunickte. Der bärtige Mann in dem schwarzen Anzug war völlig unbemerkt hinzugekommen.

»Gut, dann wollen wir Ihrem Bauchgefühl vertrauen, Frau Doktor. Nick, wir nehmen alles mit, was irgendwie verdächtig erscheint«, sagte Annika. Jedes Haar, jeden Fingerabdruck, einfach alles. Und ich werde mich jetzt mal mit der Angestellten unterhalten, die die Tote gefunden hat.«

»Ich beantrage Verstärkung, Chefin«, rief Straten und griff zum Funkgerät. »Fingerabdrücke und Haare in einem Hotelzimmer sicherstellen, klingt nach einer Mammutaufgabe.«

»Nicht, wenn die Reinigungskraft einen guten Job gemacht hat«, meinte Annika. »Und stell unbedingt dieses Kästchen mit den Ampullen und Schachteln sicher. Ebenso den Laptop der Toten. Ach, du weißt genauso gut wie ich, was zu tun ist.«

Mit diesen Worten nickte Annika den Anwesenden noch einmal zu, schob sich an den noch immer stumm abwartenden Bestatter vorbei und trat hinaus in den Flur. Doch sie kam nicht weit. Unvermittelt betrat eine weitere Person, aus dem Nachbarzimmer kommend, die Szenerie. Eine verstört wirkende Frau im Nachthemd mit mausbraunen Haaren. Es war die Food-Fotografin.

»Was ist denn passiert?«, flüsterte sie und rieb sich die nackten Arme, als ob sie fröre. »Ist etwas mit Becky?«

Einen Moment lang überlegte die Oberkommissarin, wie sie es der Frau möglichst feinfühlig beibringen konnte. Dann aber entschied sie sich für die schonungslose Wahrheit. »Ihre Arbeitgeberin ist verstorben. Es tut mir leid.«

»Verstorben?« Wie auf Kommando purzelte eine Träne über ihre Wange. »Die arme Becky. So plötzlich? Wie konnte das passieren?«

»Das würden wir auch gern wissen. Haben Sie nichts von alledem mitbekommen? Sie wohnen doch direkt nebenan?«

»Ich hatte Kopfschmerzen«, murmelte die Fotografin. »Deswegen habe ich eine Tablette genommen und bin früh ins Bett gegangen. Bis gerade eben habe ich geschlafen wir ein Stein.« Verdutzt ergänzte sie: »Sagen Sie mal, sind Sie nicht die Frau mit der Friesentorte?«

»Bin ich. Mein Name ist Oberkommissarin Annika Broder und Sie sind Luise, richtig?«

»Nein, ich heiße Henriette. Henriette Bäumler. Nur Becky hat mich Luise genannt, weil sie der Name Henriette an jemanden aus ihrer Schulzeit erinnerte, den sie überhaupt nicht leiden konnte, sagte sie.« Sie wischte sich die Tränen vom Gesicht, doch es kamen stetig welche nach. »Es tut mir so leid für die arme Becky. Natürlich wusste ich, dass sie krank war. Das Herz, die Nerven, alles bereitete ihr auf die eine oder andere Weise Kummer. Aber dass sie einfach so sterben würde, damit habe ich nicht gerechnet.«

»Sie wohl auch nicht.« Annika dachte an die Frau in der Sahnetorte. »Wie lange kannten Sie Becky Brahms schon?«

»Erst seit wir gemeinsam an diesem Buch arbeiteten. Seit ein paar Wochen, um genau zu sein. Sie schreibt, ich fotografiere, wir waren ein gutes Team.« Sie schniefte leise. »Becky war nicht diese Art Mensch, mit der man gut befreundet ist, aber es ließ sich mit ihr arbeiten, und auch das Arbeiten auf der Insel fand ich reizvoll. Jetzt wird wohl niemand für meine Reisekosten aufkommen.«

Annika musterte die dünne Fotografin eingehend. Wie sie da barfuß in ihrem Nachthemd stand, wirkte sie noch jünger als einige Stunden zuvor. Fast noch ein Teenager. »Sie arbeiten also nicht für irgendeinen Verlag, sondern wurden von Becky selbst beauftragt, die Fotos für ihr neues Buch zu knipsen?«

»So ist es.« Henriette Bäumler nickte. »Becky hatte inseriert und ich mich darauf beworben, so sind wir zusammengekommen. Es klang nach einem tollen Projekt. Da sie ja schon so viele erfolgreiche Bücher geschrieben hat, hoffte ich an ihrer Seite auf meinen Durchbruch. Nun ist auch das vorbei.« Sie biss sich auf die Lippe. »Besser, ich reise bald ab. Ohne das Geld von Becky kann ich mir dieses Hotel gar nicht leisten.«

»Überstürzen Sie bitte nichts«, mahnte Annika. »Der Fall wird noch untersucht, und ich hätte Sie gerne weiterhin in der Nähe. Schließlich kannten Sie die Tote besser als jeder andere hier.«

»Es gibt eine Untersuchung?« Jetzt wurden die Augen der Fotografin weit. »Aber sie war doch krank. Ein kranker Mensch. Werfen Sie nur mal einen Blick in diese schwarze Kiste, die sie immer bei sich hatte, dann wissen Sie, was ich meine.«

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Klappentext:

 

Ein Mord mit einem Zitronentörtchen? Aus einem Zimmer vom Hotel Cora auf Norderney hört die Servicekraft Heide Frank angeblich beunruhigende Geräusche. Als sie sich kurz entschlossen Zutritt verschafft, findet sie dort die bekannte Kochbuchautorin Becky Brahms tot an ihrem Schreibtisch – mit dem Gesicht in einer Torte liegend. Die herbeigerufene Inselärztin Lisa Behrens glaubt nicht an einen natürlichen Tod und so treten die Polizisten der Inselwache, Kommissarin Annika Broder und ihr Kollege Niklas Straten in Aktion. Tatsächlich hatte die streitbare Ermordete vielen Leuten vor den Kopf gestoßen, doch reicht das als Motiv für einen Mord wirklich aus? Im Laufe der Ermittlungen wird deutlich, welche Person sich in Wahrheit hinter dem Pseudonym Becky Brahms verbirgt, und diese hat eine mehr als dunkle Vergangenheit. Der Kreis der Verdächtigen weitet sich erheblich aus, aber wer von ihnen verbirgt sich auf der Nordseeinsel?

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Viel Freude beim Lesen wünscht

Das Team von www.ostfrieslandkrimi.de