Die Leseprobe zum tödlichen Pferderennen auf Spiekeroog!

Ein Unfall oder ein kaltblütiger Mord beim Spiekerooger Pferderennen – die Leseprobe zum neuen Ostfrieslandkrimi!

 

Bei einem Pferderennen kommt Matthes Clemann ums Leben. Was zunächst wie ein Unfall aussieht, offenbart sich als böswilliges Verbrechen. Die Spiekerooger Kommissare Anke Petersen und Reik Büttner decken ein Umfeld voller Konflikte auf. Außerdem geht das Gerücht um, dass der geführte Reiterhof nicht ganz korrekt läuft. In dieser Leseprobe passiert der Unfall direkt vor den Augen Anke Petersen.

 

***

»Das ist der Mann, der vorhin Streit mit dem Älteren hatte«, flüsterte sie Klaas zu. »Wieso ist sein Kopf verbunden? Hatte er einen Unfall?« Sie konnte fast nur seine Augen sehen, die heftig gegen die grelle Sonne anblinzelten.

Auch er winkte dem Publikum zu, wenn auch nicht so fröhlich wie die anderen. Sicher hatte er Schmerzen.

Der Arzt nickte bedrückt. »Das ist Matthes Clemann, einer von mehreren Pferdehofbesitzern hier auf Spiekeroog.«

Anke sagte der Name etwas. Sie hatte Matthes während ihrer Streife hin und wieder getroffen, war aber selten mit dem wortkargen Reiter ins Gespräch gekommen. Allgemein kannte sie nur wenige der Pferdebesitzer in der Gegend, weil sich diese meistens von morgens bis abends auf ihre anstrengende Arbeit auf dem Hof konzentrierten und selten in der ›Alten Pinte‹ bei einem Friesenbier saßen oder zu den Versammlungen im Rathaus kamen.

»Eine schreckliche Geschichte, die zum Glück gut ausging«, erzählte Klaas und senkte seine Stimme zu einem Raunen. »Ich habe den Kutscher vor ein paar Tagen hier am Strand erstversorgt und ihn dann mit dem Hubschrauber in die Klinik fliegen lassen. Zum Glück hatte Matthes weder einen Schädelbasis- noch einen Genickbruch und konnte schnell wieder entlassen werden. Es sieht schlimmer aus, als es ist. Der Verband soll die Naht an seiner Stirn vor Schmutz und Sonneneinstrahlung schützen, das ist alles.«

»Er sieht übel zugerichtet aus. Ist er gestürzt oder verprügelt worden?« Allein der Gedanke ließ Anke schlucken.

Der Arzt schüttelte den Kopf. »Ein Unfall. Das Pferd eines Konkurrenten hat ihn mit dem Huf am Kopf getroffen. Er hat stark geblutet, aber die Verletzung musste zum Glück nur genäht werden.«

Ankes Augen wurden groß. »Und da wickelt man ihn fast komplett mit Verband ein, als wäre er eine Mumie? Sieht nach mehr als einer einzigen Naht aus.«

Klaas zuckte mit den Schultern. »Genaueres weiß ich nicht, aber ich kann gern in seiner Krankenakte nachsehen, wenn du magst. Allerdings fällt das nicht in deinen Bereich, es wäre also ein privater und vor allem heimlicher Gefallen.« Er lächelte hintergründig. Wahrscheinlich wollte er sich für sein Entgegenkommen wiederum einen Gefallen von ihrer Seite herausschlagen.

»Erstaunlich, dass er trotzdem antritt. Ja, er sitzt nur auf der Kutsche, aber auch dort wird er sich genug verausgaben. Als Arzt solltest du ihn besser ins Bett stecken.«

Klaas schmunzelte. »Matthes ist ein genauso großer Dickschädel wie der alte Tjark und andere Insulaner. Männer und Frauen aus der Landwirtschaft sind hart im Nehmen. Ich habe während meiner Zeit in Kiel mal jemanden behandelt, dessen Hand bei einem Unfall mit dem Mähdrescher halb abgetrennt worden war. Denkst du, der wollte ins Krankenhaus? Er hat nur davon geredet, dass er schnell zurück auf den Acker muss, weil sein Betrieb sonst stillsteht, dabei hatte er drei Mitarbeiter, die für ihn einsprangen. Man dringt kaum zu ihnen durch, selbst als Arzt nicht.«

Anke schüttelte schockiert den Kopf. Sie konnte es nicht fassen, wie unvernünftig fleißige Menschen sein konnten, wenn es um ihre Arbeit ging.

»Welcher der Kutscher ist denn besagter Konkurrent?« Anke ließ ihren Blick kreisen.

Klaas verengte die Augen und suchte die Parade nach der passenden Kutsche ab. »Es scheint, dass heute nicht der Enkel, sondern sein Großvater lenkt. Dabei geht der gerade am Stock und ist alles andere als fit.« Er zeigte auf den Grauhaarigen, mit dem sich Matthes vorhin gestritten hatte. »Das ist Wilhelm Nordhausen vom gleichnamigen Reiterhof. Normalerweise sitzt sein Enkel Krino auf dem Bock, weil ihre Stute Lara auf ihn eingestellt ist und ihm am meisten vertraut. Sie war es auch, die Matthes verletzt hat.«

»Ist Krino dabei etwa auch verletzt worden und fällt deshalb aus?«

»Meines Wissens ging es dem jungen Mann gut, als ich Matthes untersucht habe. Krino stand betroffen daneben und hat seinen Schimmel beruhigt. Er sagte etwas von einem Streit, der Lara aufgeschreckt habe, aber den Grund kenne ich nicht. Die Nordhausens züchten seit vielen Generationen Araber und Hannoveraner.«

Auch von ihnen hatte Anke schon gehört, aber keinen Kontakt. Sie dachte darüber nach, während sie der weißen Kutsche hinterherschaute. »Diese zwei Gestüte scheinen also häufig Streit zu haben.«

»Nur die Nordhausens züchten«, verbesserte Klaas sogleich. »Matthes besitzt Pferde und gibt Reitstunden, aber er hat kein Zuchtprogramm. Aus diesem Grund nennt er seine Nachbarn hochnäsig und ist wohl neidisch auf ihren Erfolg. Sie verdienen eine Menge mit ihrer Zucht.«

Ihr Kopf fuhr herum. »Sie sind Nachbarn? Etwa direkte?« Anke wusste von mehreren Reiterhöfen am Rande der Gemeinde, aber dass dort Feindschaften entstanden und Neid herrschte, hatte sie nur einmal erfahren, als Reik und sie einen Mordfall auf einem der Höfe zu lösen hatten.

»So ziemlich. Sie sehen sich seit etlichen Jahren als Konkurrenz an, und jedes Jahr gipfelt es im Inselrennen. Dieses Jahr hat sich Matthes Clemann gute Chancen ausgemalt, aber so angeschlagen wie jetzt dürfte es schwierig werden. Allerdings ist auch Wilhelm nicht bei einhundert Prozent. Eventuell sehen wir dieses Jahr also einen anderen Sieger.« Als er Ankes fragenden Blick bemerkte, fügte er hinzu: »Auch der Kutscher muss topfit sein, denn er muss sein Pferd lenken und ihm an den passenden Stellen die richtigen Befehle erteilen.«

Sie hatte heute viel dazugelernt. Nun war sie gespannt, wie das Rennen ablief.

Die Menge beruhigte sich, als die Kutschen am Horizont verschwanden. Beim großen Wagenrennen würden gleich sechs Kutscher und Pferde gegeneinander laufen.

»Gab es schon einmal Verletzte bei diesem Rennen?« Oder sogar Tote? So verkrampft, wie manche an die Sache herangingen, würde es Anke nicht wundern.

Klaas verneinte zum Glück. »Nie, aber einige Kutschen sind zu Bruch gegangen. Sie sind so konzipiert, dass sie bei einem Zusammenprall nicht das Pferd verletzen. Das kann ganz einfach weiterlaufen. Außerdem gibt es auch hier strenge Regeln, die einzuhalten sind. Zum Beispiel darf niemand seine Kutsche absichtlich gegen die andere lenken, ebenso sollen sich die Tiere nicht berühren oder den Wagen davor. Das wäre lebensgefährlich für sie, denn ein gebrochenes Bein bedeutet bei Pferden nicht selten den Tod.«

Anke war nun doch schwer beeindruckt von diesem Rennen, das den Insulanern so immens wichtig war. Langsam verstand sie, warum. Es winkte nicht nur Geld für den Hof, sondern auch das Ansehen unter den Kutschern. Außerdem würde ein Gewinnerpferd häufiger für die Zucht ausgesucht werden als eines, das abgeschlagen hinten landete.

Anke hatte noch nie ein Kutschenrennen gesehen. Die Zuschauer mussten nun deutlich mehr Abstand halten als davor, um sich zu schützen, falls es doch zu einem Unfall kam oder ein Pferd durchging.

An mehreren Stellen entlang der Strecke standen Kameras, wie Anke erfahren hatte, um Werbevideos zu drehen, aber auch um zu überprüfen, dass alles nach rechten Dingen zuging. Man nahm dieses Rennen also wirklich sehr ernst.

Es dauerte eine weitere Viertelstunde, bis der Startschuss fiel. Selbst an ihrem Standort am Hauptstrand hörten sie den Krach der Pistole und des johlenden Publikums an der Startlinie. Erneut dachte Anke an die armen Pferde, aber vielleicht waren sie daran gewöhnt und wollten sogar gefordert werden.

Ein Raunen ging durch die Menge, und Anke reckte wieder den Hals.

»Sie kommen!«, rief Klaas und zückte das Handy, um ein Video zu machen.

Anke sah unterdessen staunend dabei zu, wie zwei braune Pferde und ihre Kutscher mit halsbrecherischer Geschwindigkeit an ihnen vorbei rasten. Sand spritzte in ihr Gesicht und auf die Kleidung, aber das war egal.

Die Polizistin war erstaunt, wie sicher die Männer auf der Kutsche standen. Keiner von ihnen saß, sondern sie mussten in leicht gebeugter Stellung die Zügel mit aller Macht festhalten und die Pferde lenken, sonst würden diese die Kurven nicht nehmen können. Die Kutscher lehnten sich dabei zurück und brachten eine Menge Kraft auf.

Anke konnte gerade noch sehen, wie die erste Kutsche von links nach rechts und zurück fuhr, um den Verfolger abzuschütteln. Dann waren sie auch schon fort, und die nächsten Wagen preschten an ihnen vorbei, darunter die erste Frau.

Es war ein heißes Rennen um das Treppchen. Kopf an Kopf würden die Kutschen über die Ziellinie an der Ostplate fahren.

»Ich sehe nichts von Wilhelm Nordhausen und Matthes Clemann!«, rief Anke ihrem Freund über den Lärm hinweg zu.

Klaas stellte sich auf Zehenspitzen, doch er sank nur noch weiter in den Sand ein. »Ich auch nicht. Seltsam, dabei galten die beiden Pferde als Favoriten. Insbesondere Matthes soll große Töne gespuckt haben, weil sein Rappe Franjo in Bestform sein soll.«

»Da sind sie ja! Ob sie den Vorsprung der anderen noch aufholen?« Anke deutete aufgeregt auf die beiden Kutschen, eine hell und eine dunkel, die in hoher Geschwindigkeit auf sie zukamen.

Selbst aus der Ferne sah man, dass sich die zwei nichts schenkten. Franjo und Lara gaben alles. Ihre Nüstern waren gebläht, ihre Augen weit aufgerissen, und ihre Hufe flogen nur so über den Sand.

»Dieses Mal sitzen die Kutscher«, erkannte Anke und schirmte ihre Augen zusätzlich zur Mütze vor der Sonne ab. »Kein Wunder, dass sie nicht alles abrufen können, wenn sie beide angeschlagen sind. Also wird es ein privates Rennen zwischen ihnen ohne Siegchance.«

Klaas öffnete seinen Mund, verstummte jedoch, weil in jenem Moment bereits laut tosend die Kutschen vorbeifuhren.

Diesmal musste Anke ihre Augen schließen, weil ihnen noch mehr Sand als davor entgegengeschleudert wurde. Das Getrappel verebbte, aber es gab einen einzelnen lauten Aufprall auf den Dünen. Anke konnte die Vibration sogar spüren.

Die Kommissarin sah wieder hin und traute ihren Augen nicht: Direkt zu ihren Füßen lag der abgeworfene Matthes Clemann!

Die umstehenden Zuschauer verstummten zunächst, bevor der Erste zu schreien begann und Panik ausbrach.

***

 

 

Klappentext:


Ein mysteriöser Sturz beim Kutschenrennen am Spiekerooger Strand! Wurde der Fahrer heimtückisch vom Bock gestoßen?

Bei einem bekannten Rennen auf der Nordseeinsel kommt Matthes Clemann ums Leben. Ein tragischer Unglücksfall, oder steckt mehr dahinter? Tatsächlich weisen die Kopfverletzungen des Opfers darauf hin, dass Vorsatz im Spiel war. Bei ihren Ermittlungen stellen die Kommissare Anke Petersen und Reik Büttner fest, dass es zwischen den Clemanns und ihren Nachbarn, den Nordhausens, Streitigkeiten gab. Es ging nicht nur um eine Rivalität während des Pferderennens, sondern die Inhaber der beiden Reiterhöfe waren auch sonst Konkurrenten und zutiefst verfeindet. Matthes’ Bruder Heiko spielte sogar mit dem Gedanken, den unrentablen Hof zu verkaufen, aber der Tote war strikt dagegen. Als wäre dies nicht genug, tauchen auch noch Hinweise auf, dass es auf dem Reiterhof der Clemanns nicht mit rechten Dingen zugeht. Doch bevor die Recherchen der Kommissare zu einem Ergebnis führen, geschieht ein zweiter Mord …

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Viel Freude beim Lesen wünscht

Das Team von www.ostfrieslandkrimi.de