Leseprobe zu „Karaokemord auf Wangerooge“

Die Leseprobe zu Julia Brunjes neuem Ostfrieslandkrimi aus der Reihe „Die INSEL Polizistinnen“.

Eigentlich wollte Polizeimeisterin Jule Hibenga nur ihren Geburtstag mit alten Freunden in einer Karaokebar feiern, allerdings verlief der Abend anders. Unmittelbar vor ihren Augen passiert ein Mord und jeder der anwesenden Personen hat ein Motiv. Mit dieser kleinen Leseprobe wollen wir die Neugier wecken und einen Vorgeschmack auf den spannenden Ostfrieslandkrimi geben.

***

»Da bist du ja!«, rief Jule ihrem Freund hinterher, doch er beachtete sie nicht. Sie sah nur, dass er aufgebracht wirkte und sich die Knöchel seiner rechten Hand rieb. Er verschwand daraufhin auf der Toilette.

»Was hat er denn?«, wollte Armin wissen.

»Keine Ahnung, aber das sieht nicht gut aus. Auf meinem Geburtstag scheint ein Fluch zu liegen.« Sie drehte sich wieder weg und wünschte sich auf einmal, mit Armin allein zu sein.

Alle ihre anderen Freunde benahmen sich seltsam. Michael konnte man kaum von Inka wegholen, die wiederum nur darauf aus zu sein schien, am Mikrofon zu glänzen, obwohl sie kein Talent zum Singen hatte. Rieke baggerte Armin an, obwohl ihr Freund gleich nebenan war, der sich mehr als seltsam benahm und alles und jeden hier zu hassen schien. Und Timo war seit seinem Aufeinandertreffen mit ihm nur noch wütend.

Wenigstens Armin blieb an Jules Seite und versüßte ihr etwas den Tag.

»Ich glaube, alle sind auf einmal verrückt geworden oder nicht mehr die Menschen, die ich einmal kannte. Spinne ich mir das zusammen?«

Er lächelte und griff sanft nach ihrer Hand. »Keineswegs. Das bildest du dir nicht ein. Manchmal reichen ein paar Jahre aus, damit sich ein Mensch verändert. Du kennst sie nun einmal nicht mehr so, wie sie inzwischen sind. Das Leben formt uns. Aber wenn du einmal genau hinsiehst, erfasst du sicher noch ein paar Details und Eigenarten von früher. Du musst nur die Augen dafür öffnen.«

Jule schmunzelte. »Ganz schön weise. Hast du heute von den Glückskeksen genascht?«

»Nein, aber gestern Abend lief das Horoskop irgendeiner fülligen Wahrsagerin im Fernsehen. Bin dabei eingeschlafen.«

Sie lachte über seinen Scherz und fühlte, wie der Stein auf ihrer Brust verschwand. »Du spinnst.«

»Nein, wenn ich es dir doch sage! Sie hatte sogar eine Glaskugel und hat mit ihrer knarzigen Stimme auf mich eingeredet, bis ich ganz benommen war. Wenn ich das Telefon gefunden hätte, wäre ich nun stolzer Besitzer eines Kartensets und eines Teppichs – oder einer Waschmaschine. Ich bin mir nicht sicher.«

Jule musste noch mehr lachen. Endlich wurde dieser Tag doch noch schön. Armin schaffte es immer, sie aufzumuntern.

Ihre Blicke verhakten sich. Wie gebannt sah sie ihn an und schluckte, als Armins Augen zu ihren Lippen und wieder hinauf wanderten.

Verlegen lächelte er und trank aus. »Wir sollten langsam zurück. Die anderen sind bestimmt auch schon wieder in der Karaokebox«, meinte er heiser und räusperte sich.

Jule tat es ihm gleich und stellte das Glas zurück auf den Tresen, von wo aus der Besitzer der Bar, ein großer Mann mit muskulösen, tätowierten Oberarmen und einem grau melierten Vollbart, es entgegennahm. Er hieß Jerry, wusste sie, aber der Nachname war ihr entfallen.

Mittlerweile waren mehrere Boxen belegt, aber niemand schien sich auf die große Bühne gegenüber der Bar zu trauen. Diese würde abends in bunten Lichtern erstrahlen, wenn dort auch gesungen wurde, aber noch waren zu wenig Gäste vor Ort, um die Location komplett zu füllen. Die Touristen verbrachten ihren Nachmittag lieber am Strand, in Falk Lutters Strandbar nebenan oder im weitläufigen Nationalpark.

Jule zählte drei andere Separees, in denen der Bär steppte. Ausgerechnet in ihrem war tote Hose.

Entschlossen ging sie darauf zu. »Es wird Zeit, dass wir die Party in Schwung bringen«, sagte sie zu Armin und öffnete die Tür.

Auf den ersten Blick saß nur eine Person in der reservierten Box, genau in der Mitte des U. Wo waren denn alle hin?

Jule seufzte leise, als sie ausgerechnet Constantin erkannte, dessen grüne Augen sie schon wieder anstarrten, als hätte sie etwas verbrochen.

Sie ging langsam auf ihn zu. »Ich weiß nicht, was du für ein Problem mit mir hast, aber ich möchte hier einfach nur meinen Geburtstag feiern.«

»Jule …«, erscholl Armins Stimme in ihrem Rücken.

Sie meinte, einen warnenden Unterton herauszuhören, ging aber trotzdem weiter. Ihre Wut auf den Fremden, der ihr Fest von vorneherein verdorben hatte, war zu groß. »Willst du mir nicht einmal antworten? Wenn Rieke und du Probleme habt, dann regelt das bitte unter euch, aber zieht nicht uns alle mit hinein. Und wenn Karaoke nicht dein Ding ist, dann geh und warte nebenan auf uns.« Sie deutete zur Wand, hinter der irgendwo das Flamingo lag.

»Jule! Bleib sofort stehen!«

Sie erstarrte mitten in der Bewegung. Nicht nur Armins Ruf hatte sie aufgeweckt, sondern auch der Anblick des bleichen Constantin. Erst aus der Nähe erkannte sie, dass er ihr gar nicht richtig in die Augen sah, sondern durch sie hindurch.

Leer und … tot.

Als sie ihren Blick über seinen seltsam verformten Anzug und die fleckige Krawatte wandern ließ, hielt sie gespannt die Luft an.

Erst jetzt bemerkte Jule, dass der Boden klebte und sie in eine dunkle Lache getreten war.

Aus Constantins Brust ragte ein schwarzer Messergriff. Er war ermordet worden, und das am helllichten Tag und direkt hinter ihrem Rücken!

 

 

Der Klappentext zum Ostfrieslandkrimi:

»Er ist ermordet worden, und das am helllichten Tag und direkt hinter meinem Rücken!« Polizeimeisterin Jule Hibenga will ihren Geburtstag in der neuen Karaokebar auf Wangerooge feiern. Dazu reisen einige Freunde auf die Nordseeinsel, die sie schon lange nicht mehr gesehen hat. Trotz bester Voraussetzungen will einfach keine gute Stimmung aufkommen, da der Partner ihrer Freundin Rieke augenscheinlich schlechter Laune ist. Alle verlassen irgendwann das Separee für kurze Zeit, und als Jule zurückkehrt, sitzt ebendieser Mann tot auf einer Bank – erstochen! Die Inselpolizistinnen Nele und Jule Hibenga nehmen die Ermittlungen auf. Während Jule ein hieb- und stichfestes Alibi vorweisen kann, sieht es bei den Übrigen schlecht aus. Doch wer sollte ein Motiv haben, jemanden umzubringen, den man gerade erst kennengelernt hat? Als dann aber der Laptop des Toten untersucht wird, stellt sich heraus: Jeder von ihnen hatte ein Motiv! Bevor die Ermittlungen zu einem Ergebnis kommen, passiert völlig unerwartet ein zweiter Mord …

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Eine Übersicht über die Reihenfolge der Bücher finden Sie hier.

Viel Freude beim Lesen wünscht

Das Team von www.ostfrieslandkrimi.de