Die Leseprobe zum Wangerooger Ostfrieslandkrimi!

Spannung pur mit der Leseprobe zum neuen Ostfrieslandkrimi „Ausrufermord auf Wangerooge“ von Julia Brunjes!

Der Mord an den ehrenamtlichen Wangerooger Ausrufer Malte Remmers erschüttert Polizeimeisterin Jule Hibenga. Nun müssen sie und ihre Mutter, Kommissarin Nele Hibenga, die Geheimnisse des pensionierten Finanzbeamten aufwühlen und den Fall lösen. Wir haben einen kleinen Auszug als Leseprobe bereit gestellt und wünschen viel Spaß beim Lesen.

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Mit dieser Neuigkeit hatte die Kommissarin nicht gerechnet, aber sie schaltete innerlich sofort wieder von Freizeit auf Polizeiarbeit um: »Könnte sich der Täter noch vor Ort befinden?«

»Nee, ich habe mich in Maltes Bude schon umgesehen, und die Ärztin ist auch bereits alarmiert.«

»Ich komme gleich zu dir!«, versicherte Nele, bevor sie das Telefonat beendete. Einen Moment lang hatte sie befürchtet, dass der Mörder ihre Tochter als Nächste angreifen würde. Aber wenn Jule ihn nicht mehr hatte entdecken können, dann war er auch schon fort. Neles umsichtige Tochter würde trotz ihrer geringen Erfahrung als Polizistin nicht in eine Falle tappen – schon gar nicht, wenn sie soeben einen Toten entdeckt hatte und deshalb ohnehin schon besonders aufmerksam war. Die Kommissarin schaute in Peters besorgtes Gesicht. Er hatte natürlich mitbekommen, dass es einen Zwischenfall gegeben haben musste. Neles Miene spiegelte ihre Besorgnis wider.

»Was ist passiert?«, wollte ihr Ehemann wissen.

»Jule hat den Ausrufer gefunden, er ist mausetot. Wir müssen von einer Straftat ausgehen. – Könntest du bitte im Albatros Krug Bescheid geben, dass die Veranstaltung ausfällt? Aber behalte den Todesfall erst einmal für dich, die traurige Nachricht wird noch früh genug die Runde machen.«

»Ja, das erledige ich«, versicherte ihr Mann, bevor er sich in den Sattel seines Rades setzte und zu dem Lokal raste. Auf Peter konnte sie sich verlassen. Er besaß die natürliche Gabe, mit den unterschiedlichsten Menschen umgehen und ihnen offen gegenübertreten zu können, weshalb die Leute ihm vertrauten und sich auf ihn verließen. Bei seinem Job in der Touristeninformation hatte er es oft mit schwierigen Gästen zu tun, die nicht leicht zufriedenzustellen waren. Aber er schaffte es, selbst die größten Nervensägen glücklich zu machen. Mit seinem kurz geschnittenen Vollbart und dem kahlen Schädel hatte sein äußeres Erscheinungsbild etwas Onkelhaftes, was bei den Urlaubern offenbar gut ankam. Auch die Kommissarin machte sich auf den Weg.

Malte Remmers war in der Schulstraße Mieter der Einliegerwohnung im Haus der Witwe Annemarie Lohse gewesen – ein richtiger Glücksfall für ihn, denn eine bezahlbare Unterkunft für ganzjährige Bewohner stellte auf Wangerooge genau wie auf den anderen ostfriesischen Inseln eine absolute Mangelware dar. Vom Haus der Hibengas aus konnte man den Tatort mit dem Fahrrad innerhalb weniger Minuten erreichen. Nele kamen nur wenige Menschen entgegen – sie wirkten wie harmlose Feriengäste, die zum Strand wollten oder von dort zurückkamen. Bei jedem von ihnen stellte sie sich unwillkürlich die Frage, ob diese Person etwas mit Maltes Tod zu tun haben könnte. Aber noch hatte sie gar keine Informationen über das Geschehen. Sie wusste ja noch nicht einmal, wann der Ausrufer getötet worden war.

Das kleine rote Giebelhaus der Witwe gehörte zu den ältesten bewohnten Gebäuden auf Wangerooge. Von den weiß gestrichenen Fensterläden blätterte die Farbe ab, und im Garten kämpften die Blumen gegen das Unkraut um die Vorherrschaft. Noch blieb offen, wer die Oberhand gewinnen würde. Fehlende Dachschindeln erinnerten an Zahnlücken. Jule stand unter dem Türsturz und winkte ihrer Mutter. Sie war blass um die Nase, wirkte aber nicht todtraurig, sondern professionell angespannt. So, wie sie bei jedem anderen Leichenfund ebenfalls ausgesehen hätte. Trotzdem wurde die Kommissarin den Verdacht nicht los, dass es zwischen Malte und ihrer Tochter ein Geheimnis gab. Oder sah sie jetzt schon Gespenster?

Ihren großen Abend hatte Jule sich gewiss anders vorgestellt, dachte Nele. Dann nahm sie ihre Tochter kurz in die Arme.

»Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist!«, platzte sie heraus.

»Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste – diesen Standardspruch habe ich von dir übernommen, Mama. Als ich kam, war die Haustür nur angelehnt. Da war mein Misstrauen schon erwacht, und deshalb bin ich auch nicht blindwütig hineingestürmt. – Wahrscheinlich hat Frau Lohse nicht abgeschlossen, das macht sie ja nie.«

»Das Türschloss funktioniert schon seit längerer Zeit nicht«, erklärte die Kommissarin, während sie sich langsam wieder von ihrer Tochter löste, »ich habe der Witwe mehrfach gesagt, dass sie es reparieren lassen muss. Aber entweder hat sie es vergessen oder für unnötig befunden.«

»Frau Lohse ist gar nicht anwesend, ich habe auch ihre Räume im Erdgeschoss schon überprüft.«

»Das wundert mich nicht, heute ist nämlich Donnerstag.«

»Und was hat das zu bedeuten?«, fragte Jule.

»Donnerstags hat Frau Lohse immer ihren Doppelkopfabend bei Elke Clausen, vor 22 Uhr wird sie nicht zurück sein.«

»Richtig, das hatte sie mir auch schon mal erzählt«, erwiderte die Polizeimeisterin. Bevor die beiden weitersprechen konnten, erschien Dr. Corinna Hofmeister. Die junge blonde Inselärztin musste sich ebenfalls sofort auf ihr Rad geschwungen haben, nachdem Jule sie kontaktiert hatte. Sie trug weiße Jeans und ein T-Shirt von derselben Farbe. Und natürlich hatte sie ihre Arzttasche dabei.

Die Polizistinnen gaben ihr die Hand, dann sagte Jule: »Für Malte Remmers kommt jede Hilfe zu spät, aber die Todesursache ist nur auf den ersten Blick eindeutig. Auf seinem Gesicht lag nämlich ein Kopfkissen, aber ich halte den Erstickungstod für ein Täuschungsmanöver.«

»Wo befindet sich denn die Leiche?«, fragte Frau Dr. Hofmeister.

»Im Obergeschoss, im Schlafzimmer«, antwortete die Polizeimeisterin.

»Dann werde ich mal in Aktion treten.«

Mit diesen Worten kam die Medizinerin ins Haus und stieg die Treppe hoch. Auch die Polizistinnen gingen hinein und machten die Tür zu. Das Schloss war tatsächlich kaputt, sie ließ sich ganz leicht aufdrücken. Nele und Jule blieben im Flur stehen. Hier roch es nach Erbsensuppe – so wie jedes Mal, wenn die Kommissarin in diesem Haus gewesen war. Die Witwe hatte offenbar ein Lieblingsgericht, das sie so oft wie möglich kochte. Außerdem lag auch kalter Qualm von selbstgedrehten Zigaretten in der Luft, die Annemarie Lohse tagtäglich paffte. In dem düsteren Korridor hingen gerahmte Porträts von Eltern, Großeltern und Urgroßeltern der Witwe – ernst blickende Herrschaften, die in ihrem »Sonntagsstaat« wie gelähmt oder eingefroren wirkten. Mutter und Tochter sprachen leise miteinander.

»Der Mörder wird gewusst haben, dass er hereinkommen konnte, ohne Gewalt anwenden zu müssen«, überlegte die junge Polizistin. »Und Frau Lohses Doppelkopftreffen ist wahrscheinlich vielen Insulanern bekannt. Hinzu kommt der Konzerttermin, den Malte selbst seit Tagen per Megafon verkündet hat. Der Täter konnte sich denken, dass der Ausrufer vor unserem Auftritt daheim sein und sich vorbereiten würde. Heute war also ein idealer Tag, um Malte zu überrumpeln und zu töten, ohne lästige Zeugen befürchten zu müssen.«

»Da stimme ich dir zu, an eine unüberlegte spontane Tat glaube ich auch nicht«, bekräftigte die Kommissarin. »Hast du irgendeine Vorstellung, welche Informationen Malte uns anvertrauen wollte? Ich spreche also von diesen ›ungelegten Eiern‹, die er uns nach dem Konzert in Aussicht gestellt hat.«

»Darüber denke ich auch schon die ganze Zeit lang nach, Mama. Ich habe mit Malte eigentlich nur über Musik gesprochen – aber natürlich wusste er, dass ich Polizistin bin.«

Nele schaute ihre Tochter prüfend an: »Darüber müssen wir uns noch ausführlicher unterhalten. – Was meintest du eigentlich, als du der Ärztin gegenüber die Todesursache nicht für eindeutig hieltest?«

»Ich will Frau Dr. Hofmeister nicht vorgreifen, sie muss den Leichnam schließlich untersuchen«, betonte Jule, »aber ich glaube, dass der Mörder unsere Ermittlungen in eine falsche Richtung lenken will.«

»Wie kommst du darauf?«

»Als ich Malte fand, lag er auf seinem Bett – nur mit Unterwäsche bekleidet. Auf sein Gesicht hatte der Mörder ein Kopfkissen platziert.«

Die Kommissarin hakte nach: »Und wie kommst du darauf, dass Malte nicht erstickt wurde? Denn so lautet doch deine Schlussfolgerung, oder?«

»Ich musste mich zunächst vergewissern, ob das Opfer wirklich tot ist«, antwortete Jule, »also entfernte ich das Kissen und tastete nach der Halsschlagader. Leider war Malte nicht mehr zu retten. Aber dann schaute ich mir das Kissen genauer an – da war keine Feuchtigkeit zu erkennen. Wenn jemand erstickt werden soll, würde er doch verzweifelt nach Luft ringen – aber ich konnte keine Spur von Speichel erkennen. Außerdem hätte Malte sich gewiss heftig bewegt und versucht, aufzustehen. Trotzdem war das Laken nicht zerwühlt.«

»Also wäre die Todesart nur inszeniert gewesen«, murmelte Nele, »warum sollte jemand das tun?«

 

 

Klappentext:

 

»Mama, Malte ist ermordet worden! Du musst sofort zu seiner Wohnung kommen!« Malte Remmers, ehrenamtlicher Ausrufer von Wangerooge, wird tot aufgefunden. Wollte jemand verhindern, dass der pensionierte Finanzbeamte den Inselpolizistinnen Nele und Jule Hibenga ein brisantes Geheimnis enthüllt? Bei den Ermittlungen tauchen manche Ungereimtheiten auf. Laut seiner Vermieterin hatte er Besuche von vielen unterschiedlichen Damen. Tatsächlich geraten mehrere Frauen auf der Insel in den Fokus der Ermittlungen, wobei sie sich gegenseitig beschuldigen. Doch wo liegt ein mögliches Motiv? Als in seinem Bankschließfach Briefumschläge mit gebrauchten Scheinen gefunden werden, entwickelt sich der Fall in eine neue Richtung – war der Tote etwa in dunkle Machenschaften verwickelt, die ihm schließlich zum Verhängnis geworden sind?

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Eine Übersicht über die Reihenfolge der Bücher finden Sie hier.

Viel Freude beim Lesen wünscht

Das Team von www.ostfrieslandkrimi.de