Die fesselnde Leseprobe zu „Shantymord auf Langeoog“!

Ein Streit im Shantychor eskaliert und die INSEL Polizeit muss einen Schuldigen finden. Die Leseprobe zum neuen Ostfrieslandkrimi!

Wir haben einen kleinen Auszug aus dem neusten Ostfrieslandkrimi von Julia Brunjes als Leseprobe bereitgestellt. Die Leseprobe behandelt den Fund der ermordeten Anke Oltrogge, nachdem diese nicht zum Spaziergang des Shantychors erschienen ist.

 

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Rolf Petersen atmete tief durch. »Ich meine, die Anke, die hat doch diesen Antrag eingebracht, weswegen sich jetzt so viele von uns hier in der Wolle haben. Und wenn sie jetzt nicht dabei ist, wenn wir uns alle hier wieder vertragen und zueinanderfinden, dann hat das Ganze doch gar keinen Sinn. Oder sehe ich das falsch?«

»Warum schauen wir nicht einfach mal nach«, meinte Fritz Thomsen, ein ehemaliger Fischer, der inzwischen im Inselmuseum arbeitete. Seine tiefe Bassstimme hörte sich auch beim Sprechen sehr volltönend an und ergänzte den Chor perfekt. Seine Prinz-Heinrich-Mütze hatte er etwas in den Nacken geschoben. Jetzt streckte er die Hand aus und deutete auf die Dünenkette. »Das kann man von hier aus nicht sehen. Es ist direkt hinter der Dünenkette dort. Keine fünf Minuten. Ich würde vorschlagen, wir gucken einfach mal, wo die Anke abgeblieben ist. Was haltet ihr davon?«

»Aber was ist das für eine Art«, meldete sich jetzt Erika Wilms zu Wort.

Doktor Erika Wilms, um genau zu sein. Sie war eine Zahnärztin im Ruhestand, die jetzt auf Langeoog ihren Lebensabend verbrachte. »Aber es ist immer dasselbe. Anke muss immer eine Extrawurst haben. Ist das richtig? Wir verabreden uns hier und sie kommt einfach nicht. Was soll das denn? Und dabei ist sie doch diejenige, die den ganzen Streit ausgelöst hat.«

»Aber nachgucken kostet doch nichts«, meinte Fritz Thomsen daraufhin.

Ubbo Visser meldete sich jetzt zu Wort. »Sag mal, Fritz, ist das das Haus mit dem Walmdach, was mit Reet gedeckt ist? Dieses ganz kleine Haus?«

»Genau das ist es«, stellte Fritz Thomsen fest. »Wie gesagt, ist ein Katzensprung von hier.«

»Ich würde sagen, dann gehe ich mal eben hin und schaue nach, was da los ist«, meinte Ubbo Visser. »Inzwischen habe ich ja mitgekriegt, dass es da so diverse Differenzen gibt, aber ich selbst bin ja erst seit Kurzem dabei und habe damit eigentlich nichts zu tun. Insofern glaube ich nicht, dass die Anke mir gegenüber jetzt schon irgendwelche Probleme hat, sodass sich das dann auch nicht verschärfend auf die Differenzen auswirken könnte. Was meint ihr?« Dieser Vorschlag stieß auf allgemeine Zustimmung. Ubbo Visser wandte sich an Hape Janssen.

»Was ist, kommst du mit? Du bist ja hier sozusagen der Chef. Da wir beide ja nicht fußlahm sind, sind wir wahrscheinlich in zehn Minuten bis eine Viertelstunde zurück, und ich glaube, so lange können die anderen mit einem Klönschnack über die Runden kommen, oder?«

Wieder war das allgemeine Geraune sehr zustimmend. Nur Frau Dr. Erika Wilms verdrehte die Augen. Sie schien es Anke Oltrogge immer noch persönlich übel zu nehmen, dass sie den Versöhnungsspaziergang des Vereins geschwänzt hatte.

»So machen wir das«, nickte Hape Janssen. »Und damit wir uns nicht gleich wieder in die Haare kriegen und die Viertelstunde auch über die Runden bringen, habe ich hier noch ein Söpke mitgebracht«, kündigte Rolf Petersen an und zog eine Flasche aus der Tasche seiner Jacke.

»Ein paar Pinnchen habe ich auch dabei. Danach wird euch allen warm ums Herz und vielleicht ist die Stimmung dann auch ein bisschen friedlicher.«

So machten sich Ubbo Visser und Hape Janssen also auf den Weg zum Haus von Anke Oltrogge.

Visser kannte die Insel natürlich wie seine Westentasche und er kannte auch dieses Haus. Allerdings war ihm nicht bewusst gewesen, dass Anke Oltrogge hier wohnte, da er mit ihr bisher wenig zu tun gehabt hatte. Vor seiner Mitgliedschaft im Shantychor hatte er sie nur ab und zu mal auf dem Markt oder im Dorf gesehen.

Das Haus war winzig. Eine kleine Kate, wie sie früher von Knechten und Mägden der Bauern bewohnt worden war. Visser schätzte die Grundfläche auf vielleicht 60 Quadratmeter.

Auf gar keinen Fall waren es mehr. Für ein bis zwei Personen reichte das. Und davon abgesehen, wer so einen Blick aus seinem Fenster hatte und dabei die fantastische Landschaft einer Nordseeinsel zu sehen bekam, wurde für den mangelnden Platz ohnehin ausreichend entschädigt.

Ubbo Visser klingelte an der Tür. Aber es reagierte niemand. Er versuchte es noch einmal und die beiden Männer warteten schweigend ab.

»Scheint nicht da zu sein«, sagte Hape Janssen und schob sich dabei die Kapitänsmütze in den Nacken. Eine Falte erschien auf seiner Stirn. So als würde er intensiv nachdenken.

»Ja, aber sie muss hier sein«, meinte Ubbo Visser. »Guck mal, ihr Fahrrad ist doch da. Oder ist das nicht ihr Fahrrad?«

»Doch, ich glaube schon, dass das ihr Fahrrad ist. Aber man kann ja auch zu Fuß weggehen. Also bis zum Dorf ist es ein bisschen weit. Da würde ich ein Fahrrad nehmen. Und ansonsten, bei uns ist sie ja nicht angekommen.«

»Probier es nochmal, Ubbo.«

Ubbo Visser klingelte jetzt zum dritten Mal, aber wieder ohne Erfolg. »Könnte ja auch sein, dass hier was passiert ist. Ich guck mal von der anderen Seite, von der Terrasse her.«

Sie umrundeten das Haus und überquerten eine nicht sehr gepflegt wirkende Rasenfläche, die eher wie eine Blumenwiese aussah. Dann erreichten sie die Terrasse, und Ubbo Visser stellte fest, dass die Terrassentür einen Spalt offen stand.

»Anke, bist du hier?«, fragte er laut. »Wir warten alle auf dich.« Er öffnete die Terrassentür vollständig und trat in das kleine Wohnzimmer ein.

Und da lag sie dann auf dem Boden. Anke Oltrogge hatte eine blutende Wunde am Kopf. Ihr Körper war in einer eigenartig verengten Haltung. Und in ihrer rechten Hand hielt sie eine Pistole. »Ui«, sagte Ubbo Visser. »Ich glaube, das ist jetzt mehr eine Sache für meinen Sohn.«

Er griff daraufhin in seine Jackentasche, holte sein Handy hervor und wählte die Nummer der Polizeiwache Langeoog.

 

 

Klappentext:

»Sie hat eine Pistole in der Hand und eine Kugel im Kopf!« Der Langeooger Shantychor ist in Aufruhr: Der Antrag, nur noch Mitglieder aufzunehmen, die seit mindestens zehn Jahren auf der Insel leben, spaltet die Gruppe. Als ausgerechnet Anke Oltrogge, die Initiatorin des Vorschlags, nicht zum Versöhnungsspaziergang am Strand erscheint, machen sich zwei Chormitglieder Sorgen. In Ankes Haus finden sie jedoch nur noch ihre Leiche vor. Den alarmierten Inselkommissaren Fenja Bruns und Jonte Visser ist schnell klar, dass jemand den Mord als Selbstmord inszenieren wollte. Ihre Ermittlungen führen sie tief in ein Geflecht aus Heimlichkeiten und alten Verletzungen. Anke sammelte penibel Informationen über ihre Mitmenschen, doch das Notizbuch mit den brisanten Aufzeichnungen ist verschwunden. Hatte sie ihren späteren Mörder mit einem dunklen Geheimnis erpresst? Oder ist der Streit im Shantychor eskaliert? Eine weitere Spur ist ihre eigene Vergangenheit, mit der die ehemalige Psychologin offenbar nichts mehr zu tun haben wollte …

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Eine Übersicht über die Reihenfolge der Bücher finden Sie hier.

Viel Freude beim Lesen wünscht

Das Team von www.ostfrieslandkrimi.de